Digitale Demokratie – Das Ende von Macht und Ohnmacht

Einzelne Bürger sind heute nicht in der Lage, politische Debatten entscheidend mitzubestimmen. Sie geben Ihr Recht auf Mitbestimmung alle vier Jahre mit ihrem Wahlzettel ab. Die Unzufriedenheit darüber wächst.

Einzige Ausnahme: Die, die über hinreichend Zeit und Geld verfügen

Die eigentliche Idee der Demokratie – eine Regierung des Volkes für das Volk – ist in den Augen vieler Bürger gescheitert.  Es scheint nicht so, als würde die derzeitige Regierung noch den Willen der Bevölkerung repräsentieren. Als Folge davon beginnen radikale Randgruppen damit, sich als Oppositionen zu etablieren.

Ein Labyrinth im Licht der Transparenz

Einige wenige Akteure treffen politische Entscheidungen in unserem Land. Darunter nicht gewählte Beamte und Berater in entsprechenden Positionen oder professionelle Lobbyisten – selbst die gewählten Politiker scheinen Marionetten eines verselbständigten Systems zu sein. Aber: Im Gegensatz zum analogen Zeitalter werden jetzt Seilschaften sichtbar. Bestes Beispiel dafür ist die Wikileak-Affäre. Und die Institution Abgeordnetenwatch  bringt so manche Partei in Erklärungsnot.

Die Hoffnung der Ohnmächtigen

Wenn Utopisten eine digitale Demokratie fordern, ist das nicht weniger als der Anspruch auf reale Mitbestimmung im eigentlichen Sinne der Demokratie. Trotzdem kommt es der größten politischen Revolution aller Zeiten gleich.

Die Digitalisierung liefert heute die Möglichkeit, Jahrzehnte herrschende Strukturen aufzubrechen!  Der unerfüllte Traum, dass das Volk die Debatten bestimmt, könnte heute wahr werden.  Eine Utopie, die Realität werden will.

Radikale Transparenz

Bürger können heute prüfen, wie ernst die Politiker ihre Versprechungen meinen. Unehrlichkeiten, Manipulationen und einseitige Darstellungen der Medien werden sichtbar.

Authentizität ist das Zauberwort der Stunde – auch für die Politik. Wer heute in Wirtschaft und Politik im Spiel bleiben will, muss radikal transparent werden. Er muss authentisch werden und seine wahren Beweggründe offen legen.

Bröckelnde Strukturen

Der arabische Frühling hat uns einen realistischen Eindruck vermittelt, wie mit Mobiltelefonen und sozialen Medien Proteste organisiert werden können.

Die globale Vernetzung hat das Leben der Menschen bereits massiv verändert. So ist denkbar, dass eines Tages auch bei uns ein Machtkampf zwischen einer demokratischen Führung und einem fluiden, mobilen und führerlosen sozialen Netzwerk ausgefochten wird.

Neue Fragen

Die Frage drängt sich auf, ob eine Demokratie dieselben Mittel einsetzen dürfte, um die gewählte Regierung zu schützen, wie eine Diktatur?

Die Fähigkeit, Meinungen unmittelbar einzuholen ist eine Funktion, die besonders für den demokratischen Prozess nutzbar ist.

Offenbart sich nicht jeder, der sich gegen eine solche Nutzung ausspricht, als Antidemokrat? Widerspricht ein solcher nicht dem Prinzip der Demokratie in ihrer reinsten Form? Gleicht es nicht der Entmündigung des Volkes, diese Möglichkeiten zu negieren? Eine demokratische Regierung, die sich der Digitalisierung nicht öffnet, führt sich selbst ad absurdum und wird zwangsläufig untergehen und zu einer rigiden Diktatur werden.

Ein wesentliches Merkmal der Digitalisierung ist, dass sie global ist. Deshalb wird sie – langfristig – sich nicht an nationale Grenzen halten. Kein Nationalstaat wird in der Lage sein, dauerhaft einer globalen Bewegung die Stirn zu bieten.

Die Nationalstaaten selbst könnten untergehen

In einer Zeit, in der Online-Gruppierungen Zugang zur Gesamtheit der digitalen Welt und ihren Instrumenten hat, gibt es keinen vernünftigen Grund, warum sich Menschen nicht in einem digitalen Staat verbinden sollten.

Wenn über so wichtige Themen – wie beispielsweise die Verschmutzung der Weltmeere und Klimawandel bestimmt werden sollte – warum sollte sich dies auf lokale Politik beschränken?

Nicht ob – sondern wann

Erste Institutionen formieren sich, um die alten Ordnung aus den Angeln zu heben. Heute bereits kann jeder – unabhängig  seiner Nationalität Staatsbürger des Weltstaates „Bitnation“ werden. Dieser Staat beabsichtigt, alle Vorzüge eines sozialen Staates digital und global zu organisieren. Blockchain und digitale Währungen eröffnen nie da gewesene Möglichkeiten.

Transparenz? Nur einen Mausklick entfernt!

Weitere Netzwerke schicken sich an, die alte Ordnung zum Einsturz zu bringen. So etwa war Congresspedia  – heute Open Congress –  eine der ersten Plattformen, auf die Freiwillige – vergleichbar mit Wikipedia – Informationen über Gesetzentwürfe, politische Spenden und ähnliches einstellen konnten. Proxy Democracy ist eine ähnliche Website, auf der das Fehlverhalten von großen Unternehmen öffentlich gemacht wird.

Was können bestehende „Player“ tun, um „Player“ zu bleiben?

Die verrückte Nachricht ist, dass sie „sie selbst“ werden müssen, um zu bleiben und zu überleben. Achtsamkeit, Authentizität und die Fähigkeit zur Resonanz sind die Werkzeuge, um im Spiel zu bleiben.

„Player“ bleibt, wer einen aufrichtigen Kern statt einer Strategie hat

Die Digitalisierung fordert Regierungen auf, den Bürgern künftig besser zuzuhören, denn dort werden politische Ideen entwickelt, die ein außergewöhnliches Potential haben. Auch politische  Konzepte sind „disruptiv“ geworden.

Die Wähler von morgen erreicht man nicht länger mit örtlichen Parteiverbänden, PR-Kampagnen und Werbung aller Art

Wer in der Politik bleiben will, muss in der Resonanzgesellschaft ankommen. Er muss selbst Teil der Resonanzgesellschaft werden. Die geistige Heimat wird bedeutender werden als die Parteizugehörigkeit, um gewählt zu werden.

In der Krise liegen große Chancen

Politiker könnten ihre Arbeit künftig globaler, ehrlicher und verantwortlicher machen. Auch in der Politik sollte es die Umkehr vom Ringen um Macht hin zu authentischen Werten geben. Vorbei sind die Zeiten, in denen in politischen Hinterzimmern geheime Absprachen getroffen werden.

Medien sind heute – durch die mobilen Geräte – durchgehend präsent

Wähler können heute jederzeit überprüfen, wie genau es ein Politiker mit der Einhaltung der gemachten Versprechungen meint.

Die Achtsamkeitsbewegung erreicht die Politik

Langfristig werden nur die Politiker auf dem Spielfeld bleiben, die authentisch für ihre Werte stehen. Auch sie müssen – wie jedes andere Individuum – in sich hineinhören und herausfinden, wer sie sind – wofür sie wahrhaftig stehen wollen.

Die Zeiten, in denen Politiker Glaubwürdigkeit vortäuschen können, sind vorbei. Wir betreten ein neues Zeitalter – in allen Bereichen unseres Lebens und besonders in der Politik.

Die Digitalisierung kann uns herausführen aus einer kapitalistischen Ordnung, die Menschen in Mächtige und Ohnmächtige trennt.

 

 

 

 

 

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