Mehr Freiheit! Jetzt!

Sklaven unserer Wünsche

Wir stehen einer überwältigenden Vielfalt an Produkten gegenüber. Alles können wir kaufen, verbrauchen, konsumieren und zurücklassen. Tragischer Weise macht uns das nicht frei – im Gegenteil, es macht uns zu Sklaven. Warum?

Wir genießen nicht

Wir besitzen immer mehr. Es bleibt uns kaum Zeit, die Dinge, die wir gekauft haben, zu genießen. Wir haben Wohnungen, die gefüllt sind mit Gegenständen, die wir selten oder gar nicht brauchen.

Kreativität ist aktiv – Konsum ist passiv

Mit jeder Sache, die wir erwerben, haben wir ein Ding weniger selbst gestaltet. Vieles von dem, was wir kaufen, nimmt uns die Möglichkeit, kreativ zu sein. Vieles, das wir kaufen, könnten wir selbst herstellen. Vielleicht könnten wir sogar etwas Sinnvolles erfinden?

Konsum verdammt uns zur Passivität. Sie nimmt uns die Möglichkeit, Dinge die wir brauchen, selbst zu erschaffen.

Natürlich kann sich nicht jeder ein eigenes Tablett bauen. Aber brauchen wir denn wirklich das neueste Modell? Produziert wird alles, was möglich ist – ist es wirklich besser? Ist es wichtig?

Wie Durstige, die Meerwasser trinken

Ziel der Produktion ist es nicht, den Konsumenten zufrieden zu stellen. Ziel ist es, mit jedem Produkt ein neues Bedürfnis zu erwecken. Gleich der Hydra aus der griechischen Mythologie – für jeden abgeschlagenen Kopf wachsen ihr zwei neue Köpfe nach.

Dieser lethargische Konsum verhindert, dass wir uns unserer wahren Bedürfnisse gewahr werden.

Die verlorenen Ziele der Aufklärung

Autonomie und Freiheit sind in der konsumierenden Leistungsgesellschaft verloren. Passive Konsumenten, ohne Ziele – es bleibt nicht einmal mehr Zeit, die Produkte, die sie sich kaufen, zu nutzen. Vom Konsum profitiert die Wirtschaft, nicht das Individuum.

Wachstum um jeden Preis

Wirtschaftliches Wachstum und Konsum sind Teil unserer Kultur. Selbst wenn wir uns bewusst vornehmen, weniger zu konsumieren, tun wir es meistens nicht: Es ist schwer, in einer bestehenden Kultur eine andere zu etablieren.

Sogar im Bundestag halten die Parteien an ihrem Leitziel des Wirtschaftswachstums fest – auch die Politiker, die sich für die Umwelt einsetzen. Dies kann auch damit erklärt werden, dass zahlreiche Berater aus der Wirtschaft vertreten sind – die Lobbyisten. Von ihnen sind sogar mehr im Bundestag, als von den Volksvertretern selbst.

So ist es nicht verwunderlich, dass Widersprüche ignoriert und andere Konzepte nicht diskutiert werden.

Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist. (Dalai Lama)

Gibt es einen Ausweg aus Konsum ohne Sinn und Verstand?

Offenbar ist der Mensch in der Lage, in einer für ihn ungünstigen Situation zu verharren. Warum das? Es kommt dem einzelnen Konsumenten fast unmöglich vor, diesem kulturellen Leitprinzip unserer Gesellschaft etwas entgegen zu halten.

Vielen liegt die Umwelt zwar am Herzen, dennoch hält es sie nicht davon ab, umweltschädlich zu konsumieren. Die Gewohnheit und die kulturelle Umgebung des Kapitalismus sind zu stark.

 Hoffnung von zwei Seiten

Eine Gegenbewegung kommt von den Konsumenten selbst. Es ist der aufkommende Minimalismus. Viele Menschen haben begriffen, dass ihr Einfluss durchaus groß sein kann, wenn sie sich einer Gemeinschaft anschließen. Die Möglichkeiten, die diese Menschen heute haben, sind erheblich größer, als beispielsweise die – wenngleich erfolgreiche – Anti-AKW Bewegung der 1980er Jahre. Denn heute ermöglicht das Internet, eine Gegenbewegung global zu gestalten.

So verwundert es auch nicht, dass die Minimalismusbewegung in allen westlichen Industrienationen auf dem Vormarsch ist. Diese wird vornehmlich von Bloggern vorangetrieben, welche sich gegenseitig Tipps und Hinweise zur Umsetzung geben.

Eine Bewegung, die Freude macht und ihre Mitglieder verbindet, wird eine starke Bewegung. Ich bin absolut davon überzeugt, dass der Minimalismus noch an Einfluss gewinnen wird.

Eine weitere Gegenbewegung kommt aus der Forschung mit dem „Cradle to Cradle“ Prinzip, dessen „Papst“ Professor Braungart ist.

Hier werden Produkte so konzipiert, dass sie nie zu Abfall werden, sondern nach der Beendigung ihrer Lebensdauer selbst wieder zur Ressource werden. Dabei wird Konsum und Verschwendung zu etwas, was neue Ressourcen schafft. Überfluss durch Konsum ist bei solchen Produkten das Motto.

Ideale und Verantwortung

Wer sich die Öko-Bewegung heute anschaut, wird feststellen, dass sie sich im Kreis dreht und außer zahlreichen Ermahnungen keine echten Ideale und Ziele mehr hervorbringt.

Die meisten Menschen haben heutzutage das Gefühl, nichts verändern zu können. Folglich fühlen sie sich auch nicht motiviert, zu handeln. Jeder ist aufgefordert, sich Alternativen zu unserem System, welches einem Selbstmord auf Raten gleich kommt, zu überlegen.

Das Internet und die sozialen Medien liefern die nie dagewesene Möglichkeit, sich mit anderen Menschen zusammen zu tun – Ideen auszutauschen und, je nach Ideenreichtum, selbst neue Konzepte zu entwickeln.

Die Automatisierung macht neue Lösungen erforderlich

Auch die Arbeitswelt verlangt eine Neuausrichtung unserer Kultur. In Zukunft werden viele Arbeitsplätze der Automatisierung zum Opfer fallen. Es ist wichtig, dass Menschen sich und ihre gesellschaftliche Ausrichtung neu definieren.

Wir erfinden heute die Welt, in der wir morgen leben.

Im Prinzip einfach

Die Politik wird uns, wie wir verstanden haben, keine Lösungen liefern.

Politik ist Teil des Systems und kann deshalb keine Alternative entwickeln. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die seit 2005 tagenden Klimagipfel beispielsweise keine Erfolge bringen.

Wir können mehr erreichen, wenn wir beginnen zu handeln und unsere Erfahrungen austauschen. Das Internet gibt uns das Werkzeug in die Hand, unser ganzes Wirtschaftssystem zu verändern, weg von der industriellen Massenproduktion hin zu Nischen, Manufakturen und Einzelstücken.

Die Wegwerfgesellschaft könnte bald passé sein, denn dank Seiten wie eBay, Kleiderkreisel, DriveNow, TooGoodToGo, CallaBike und viele weitere Sharing Konzepte können wir heute so gut wie alles teilen und wieder verkaufen, wenn wir es nicht mehr haben wollen.

Neue Lebensstile müssen ausprobiert werden. Wir haben die Möglichkeit, uns zu informieren und Interessengemeinschaften zu gründen.

Wir sind viele und wir haben ein gewaltiges kreatives Potential. Die Macht, Dinge zu bewegen haben wir – wir sind die Macht.

Legen wir los! Zusammen können wir es besser, als es jetzt ist. Und wir werden uns befreit fühlen.

 

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