Zukunft: Ja oder Nein?

Illustration Corinna Heumann / Text Susanne Gold

Kein Volk gibt es, wie ich sehe, mag es noch so fein und gebildet, noch so roh und unwissend sein, das nicht der Ansicht wäre, die Zukunft könne gedeutet und von gewissen Leuten erkannt und vorhergesagt werden“

(Cicero über die Wahrsagerei –De Divinatione)

Der Geist des einzelnen – die Zukunft aller?

Was Cicero in der fernen Vergangenheit über die Orakel schreibt, galt und gilt noch heute für alle Kulturen und Völker. Denn weltweit und zu allen Zeiten waren Menschen davon überzeugt, dass ein übergeordneter Wille unser Schicksal und das Geschehen der Welt bestimmt. Die Frage ist – welcher und wessen Wille?

Gnothi Seauton! – Erkenne Dich selbst!

Dieser Satz stand zwischen dem 5. Jahrhundert und der Römerzeit über dem Orakel von Delphi. Der Ort war eine Pilgerstätte für alle Menschen, die Antworten für die Zukunft suchten. Die Frage nach der Zukunft wird uns Menschen weiter begleiten – durch alle Epochen und Kulturen. So lange, bis es uns selbst nicht mehr geben wird. Zukunftsforscher haben und hatten viele Namen: Schamanen, Propheten, Orakel, Visionäre, Prognostiker, Futurologen und Utopiensammlerin.

Die Orientierung an der Zukunft ist und war ein wesentlicher Teil unserer Entwicklung. Die Weise, wie wir unsere Zukunft prognostizieren, versetzt uns in die Lage, Probleme zu lösen und unser Schicksal zu lenken.

Ich denke, das ist es, wofür menschliche Gehirne gemacht sind: Wir produzieren Zukunft. Wir  gewinnen Informationen aus unserer Umwelt, aus der Vergangenheit und aus der Gegenwart, und dies nutzen wir, um die Zukunft zu produzieren. Und je mehr Zukunft wir produzieren können, desto mehr Freiheit haben wir!

(Paul Valéry, französischer Lyriker, Philosoph und Essayist)

Unsere Prognosen mögen individuell sein, wir sind es nicht.

Wir Menschen sind untrennbar verknüpft mit dem, was uns umgibt!

Wir existieren nicht ohne die Anderen. Jeder ist für sich und doch nur ein Teil des Ganzen, eine einzelne Stimme im Orchester der Welt. Eine Welt, in der jeder für sich zwar das Zentrum seines eigenen Universums darstellt und dennoch nicht überlebensfähig ist ohne die Anderen. Unser indiviudueller Geist ist in diesem Weltorchester nicht mehr als ein subjektiver und zugleich rationaler Haltepunkt der eigenen Welterfahrung.

Wir – gekennzeichnet von einem ständigen Auseinander- und Gegenübertreten mit den Menschen und Plätzen unserer Welt. Die Art, wie wir unsere Begegungen in der Gegenwart gestalten, bestimmt nicht nur unser individuelles Schicksal, sondern das künftige Schicksal aller Menschen der Welt.

Darum ist unsere persönliche Vision von der Zukunft gleichzeitig der Eintrittspunkt in die künftige Welt aller Menschen.

 

 

 

 

Kommentare

2 comments on “Zukunft: Ja oder Nein?”
  1. Danke, liebe Utopiensammlerin! Deine Gedanken und Texte treffen genau den Punkt. Es lebe die Zukunft, denn in ihr plane ich zu leben! Die Zusammenarbeit mit Dir ist super inspirierend und konstruktiv. Es lebe die Zukunft!

    1. Susanne Gold sagt:

      Das kann ich nur zurück geben!

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