Knapp, Wertvoll, Sparsam – unser Weg in die Zukunft – Die Welt in hundert Jahren

von Friedrich Wegenstein

Meine Utopie hat keine hundert Jahre Zeit, sondern fordert uns hier und jetzt. Sie fordert uns im Sinne Kants auf, uns von der selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien und Selbstverantwortung zu übernehmen!

Jeder von uns entscheidet durch sein Verständnis dieser Welt, sein Kaufverhalten, durch seine Ansprüche an sein Leben aber vor allem durch seine Teilnahme an der demokratischen Meinungsbildung, in welcher Welt die Spezies Mensch zukünftig leben wird.

Wir haben uns das Ruder unserer selbstbestimmten Demokratie zunehmend von der Wirtschaft aus der Hand nehmen lassen!

Das Argument war immer: Geht es der Wirtschaft gut – geht es allen gut. Dieses Argument wird von Politikern in irgendeiner Form fast täglich benutzt. Aber stimmt es überhaupt?

Das Wirtschaftswachstum erscheint uns heute selbstverständlich. Die Staatsschulden sind Euroraum von 2006 bis 2015 um rd. 58%, bei einem gleichzeitigen Wirtschaftswachstum von lediglich rd. 17%, gewachsen. Die Gesamtschulden – inklusive Privatschulden – liegen z.B. in Deutschland 2015 bei an sich schon unglaublichen 188%  – in den USA 233%, den Niederlanden 325% und in bei  Japan 400% – des BIP.

Es wird zunehmend deutlich, dass diese Schulden einen ungedeckten Scheck auf unsere Zukunft darstellen.

Das Wachstum kann sich nicht ewig fortsetzen und steht daher zur Schuldentilgung immer weniger zur Verfügung. Die Freihandelsabkommen öffnen Billigwaren Tür und Tor, unterlaufen aber damit unsere inländischen, demokratisch beschlossenen Standards, kosten Industriearbeitsplätze und verursachen jene Umweltschäden, die wir im eigenen Land vermeiden wollen – anderenorts. Die Geldmenge wächst stärker als das Wirtschaftswachstum und gleichzeitig nimmt die Fähigkeit der Wirtschaft mit Wachstum – nicht nur wegen der Digitalisierung – auch Arbeit zu schaffen, ab.

Im Zeitraum 2000-2015 ist die Wirtschaft im Euroraum um rund 50%, die Anzahl der Beschäftigten aber nur um 7,6% angestiegen, wobei dieser Zuwachs auf die Teilzeitbeschäftigten zurückzuführen ist.

Die Folge ist die zunehmende Ungleichheit von Einkommen und Vermögen sowie eine politische Destabilisierung.

Wirtschaftswachstum bedingt immer einen zusätzlichen Verbrauch und neuen Konsum und bedeutet eine wachsende Verschwendung an Ressourcen. Der weltweite Verbrauch an fossilen Brennstoffen zur Energiegewinnung ist zwischen 1973 und 2015 um 196% angestiegen. Der Klimarat der UNO spricht von der höchsten Konzentration von Treibhausgasen seit zumindest 800.000 Jahren – und sie steigen noch immer – sowie von einem irreversiblen Prozess für viele weitere hunderte von Jahren.

Wir verhalten uns derzeit wie ein zechprellender Vielfraß, der glaubt seine Rechnung nicht bezahlen zu müssen und die Zukunft seiner Kinder verpfändet.

Alle Ressourcen sind knapp und wertvoll und wir müssen daher mit ihnen immer sparsam umgehen. Die steigende Weltbevölkerung zwingt uns zudem, mit einem sogar geringeren Verbrauch an Ressourcen, mehr Menschen das Leben auf dieser Erde auch in Zukunft zu ermöglichen.

Es liegt an uns, wie wir mit dieser Welt und ihren Menschen umgehen wollen, wenn z.B. der Lebensraum durch den Klimawandel und die Umweltverschmutzung knapper wird. Wie wollen wir die Probleme möglichst frühzeitig angehen? Wie wollen wir, unter Achtung der Menschenrechte, miteinander umgehen?

Je länger wir warten, desto härter wird diese Auseinandersetzung uns in Gefahr und in Not und Barbarei zurückwerfen.

Es bedarf starker demokratischer Bewegungen, um aktuellen Entwicklungen Einhalt zu gebieten.

Unser derzeitiges Wirtschaftssystem ist weder ökonomisch noch ökologisch nachhaltig.

Das Sozialprestige, welches darauf aufbaut, sich möglichst viel leisten können, ist unzeitgemäß. Derartiges Prestige anzustreben, ist immer weniger zu verantworten. Der Wert und die Knappheit können nur für alle spürbar zum Ausdruck kommen, wenn man entgegen der bisherigen Praxis jedem Wirtschaftsgut die tatsächlichen und vollständigen Kosten- inklusive Recycling und der Wiederherstellung in den ursprünglichen Zustand – zuordnet und in die Preise einrechnet. Das wirft zweifellos viele Frage auf, um die wir uns kümmern müssen.

Meine Utopie besteht darin, auf demokratischem Weg zu einer Neudefinition von Wirtschaft zu finden.

Eine zukünftige Wirtschaft hat nicht länger die Aufgabe möglichst viel an Sachwerten zu produzieren, sondern Knappheit und Überfluss auszugleichen und sich in das menschliche Leben sowie in die Umwelt harmonisch einzufügen.

„Knapp Wertvoll Sparsam“ ist der Titel meines neuen Buches. Wenn Dir mein Gastbeitrag gefällt und Du mehr über meine Vorschläge für eine bessere Welt erfahren möchtest, kannst Du mein Buch online bestellen oder im Buchhandel erwerben.  Wenn Du mit mir in Kontakt treten möchtest, freue ich mich über eine Mail von Dir.

Kommentare

4 comments on “Knapp, Wertvoll, Sparsam – unser Weg in die Zukunft – Die Welt in hundert Jahren”
  1. Dieter Hannemann sagt:

    Das BGE Pilotprojekt in Finnland brachte überraschend sehr gute Ergebnisse:
    Das BGE steigerte Glück, Gesundheit und Selbstsicherheit. Dagegen gab es keine extra Bereitschaft zur Aufnahme von Jobs um mehr konsumieren zu können. Der Mensch ist mit den zufrieden was er hat und muss nicht ständig mehr haben, als Raupe Nimmersatt – um Nachbarn und seinem Ego zu imponieren, wie man bisher angenommen hat.
    Einfach global das BGE – UBI umsetzen und die Welt ist eine bessere Welt, frei von Zwang etwas zu tun und zu konsumieren was man gar nicht benötigt. Mit BGE ist niemand mehr gezwungen mit Tempo 200 zum 200 km entfernten Arbeitsplatz zu pendeln. Dank BGE wird nicht mehr das BIP sondern das Brutto-innland-Glück zum Maß aller Dinge.

    1. Wegenstein Friedrich sagt:

      Mir scheint das BGE im Sinne der Selbstverantwortung des Menschen keine gute Lösung zu sein. Ich sehe hier die Gefahr, dass immer mehr Menschen in eine staatliche Abhängigkeit geraten und die Fähigkeit für sich selbst zu sorgen verlieren. Damit entsteht kein demokratisches Selbstbewusstsein sondern lediglich die Angst vor dem Moment, in dem das BGE wegfällt oder nicht reicht.

  2. Marius Alexander Schulz sagt:

    Hallo,

    in der Tat ist der Konsum ausschlaggebend für das Verhalten der Wirtschaftselemente. Oft werden gewisse Probleme identifiziert – z. B. basierend auf investigativem Journalismus – und dann entstehen Zertifikate die das Problem lösen oder vermindern – fair trade, bio usw.

    So kommt es, dass im Wesentlichen zwei Signale Werthaltigkeit vermitteln – Marke und Zertifikate. Das sind häufig Insellösungen vor dem Kontext der dreifaltigen Nachhaltigkeit – sozial, ökologisch und ökonomisch -, denn eine nachhaltige Wertschöpfungskette bedeutet das ganze Kooperationen und Transaktionen zwischen Unternehmen alle sozial, ökologisch und ökonomisch optimiert sind und zwar über diverse Länder hinaus. Das bedeutet z. B. Transporte durch regionale Lieferanten zu vermeiden – globale Supply Chains sehen da häufig anders aus.

    Ich kann Ihnen eine Entscheidungshilfe für Nachhaltigkeitsoptimierung geben, die Ihnen hilft Ihre Routinebeschaffungen und wichtige Anschaffungen nachaltig zu gestalten, aber sie merken dabei schnell, dass Ihnen viele Informationen fehlen – z. B. über Arbeitsbedingungen in der Wertschöpfungskette: https://marius-a-schulz.de/2018/03/09/nachhaltigkeit/ .

    Wie also kommen Sie an die Informationen heran? Entweder die Unternehmen, die sich nachhaltig positionieren legen sie dar und informieren über die Konkurrenz, alle müssen diese Daten bereitstellen (Transparenzregulation) oder unabhängige Gutachter werden beauftragt, die Daten zu beschaffen und Unternehmen müssen kooperieren.

    Man kann das Optimierungsmodell digitalisieren und eine Community von freiwilligen bzw. entlohnten unabhängigen Gutachtern aufbauen und die Kooperation der Unternehmen in die Bewertung mit einfließen lassen. So entsteht ein Druck auf Unternehmen zu kooperieren und Konsumenten erhalten komprimierte Nachhaltigkeitshinweise entsprechend Ihrer Vorlieben bzw Abwägungen. Im Vergleich zu einer CO2-Steuer schafft dieses Vorgehen private Arbeitsplätze.

    Ich versuche derzeit Spenden zu sammeln, um einen funktionstüchtigen Prototypen zu entwickeln (Vgl. https://www.gofundme.com/OptEcoBuy ) und eine Community auf Xing aufzubauen, wo Nachhaltigkeitsexperten und Interessierte sich austauschen können (Vgl. https://www.xing.com/communities/groups/transparenz-nudging-nachhaltigkeit-sustainability-verantwortung-1108664 ).

    Vielleicht ist das ja etwas für Sie?

    Mit freundlichen Grüßen,
    Marius A. Schulz.

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