Die Welt in hundert Jahren: Spirituelle Empfängnisverhütung und Seelen mit einem Plan

Illustration von Sharon Calman /Text von Stephanie Hakel

Marie liegt entspannt in der Badewanne

So entspannt wie es ihr in diesem Moment möglich ist. Sie atmet tief, spürt die nächste Wehe kommen. Sie taucht unter und atmet aus. So intensiv hat sie die Energie bei ihrer ersten Geburt nicht erlebt. Sie kommt an ihre körperliche Grenze. Sie hat Schmerzen und gleichzeitig spürt sie die Kraft die in ihr freigesetzt wird. Jede weitere Wehe lässt sie müder und zugleich kraftvoller werden. Kurze Verschnaufpause.

Ariell, ihre Doula die sie bei der Geburt begleitet, lässt sanft warmes Wasser in die Wanne fließen

Nicht zu warm, damit die Wehen sich nicht zurückziehen. Dari, ihre Mama, zündet eine Kerzen an. Für jede Wehe eine. So hat Marie es sich gewünscht. Maries Gedanken reisen zu ihrer Ur-Oma. Sie wäre so glücklich wenn sie heute dabei sein könnte. Wenn sie erleben könnte wie sich die heutigen Geburten von denen vor 100 Jahren unterscheiden.

Als ihre Ur-Oma ihr Baby gebärt hat war das alles noch anders

Viel unpersönlicher – Babys wurden im Krankenhaus auf die Welt gebracht. Viele sogar durch einen Kaiserschnitt. Heute gibt es den Kaiserschnitt nur noch im Gefahrenfall. Dann, wenn das Leben der Frau oder des Babys in Gefahr ist. Das Krankenhaus von vor hundert Jahren gibt es auch nicht mehr.

Wer krank ist geht ins Wellness Center, was zur Zeit ihrer Ur-Oma wohl eher als 5-Sterne Urlaub gegolten hätte

Eine reichliche Auswahl an leckerem Essen und  vielfältiges Angebot an sportlichen Aktivitäten. Gesangs- und Tanzunterricht. Kreativitätskurse und noch viel mehr, was beim Gesund werden hilft.

Wäre jetzt doch nur Maries Ur-Oma da. Sie wäre so stolz auf Marie. Die nächste Wehe kündigt sich an. Marie atmet ein, taucht unter Wasser und pustet die Luft aus. Sie konzentriert sich vollkommen auf ihren Atem. Sie taucht wieder auf und spürt der Energie der Wehe in ihrem Körper nach. Das Wegatmen der Wehe macht den Schmerz erträglich. Ihre Hebamme schaut zu. Für sie gibt es keinen Grund einzugreifen. Marie macht das super. Sie lässt sich von ihrer Intuition leiten, so als sei sie von einer göttlichen Kraft geführt. Marie weiß um die Magie der vaginalen Geburt.

Die Kräfte und Energien sind frei

Das ist unbeschreiblich. Dieser schmerzliche Prozess der so voller Wunder ist. Wie sich jede einzelne Wehe durch den Körper bewegt und Energien freisetzt um den Körper des Babys durch den Geburtskanal zu leitet. Marie ist ganz bei sich. Sie spürt und nimmt wahr. Sie lässt sich ein auf ihre Aufgabe. Sie liebt es. In diesem Moment spürt sie sich ganz als Frau. Es gibt für sie keinen weiblicheren Moment wie diesen.

Dari, zündet eine weitere Kerze an. Maries Rücken schmerzt. Noch eine letzte Wehe, dann wird sie ihre Tochter Aurelia gebären. Marie weiß das. Sie hat ein sehr gutes Körpergefühl. Für sie ist es ganz normal auf ihren Körper zu hören und ihrer Intuition zu vertrauen.

Schrecklich, diese Geschichten von damals und den Menschen die herzlos, fast schon mechanisch, durch die Gegend rannten. Gehetzt. Immer ins Handy blickend und ohne jede Vision und Selbstverantwortung. Heute ist das ganz anders. Die Menschheit würde aussterben

Denn die Seelen des 22. Jahrhunderts suchen sich ausschließlich Eltern aus, die sich ihrer Aufgabe bewusst sind

Die auf ihr Herz hören, sich spüren und auf sich achten. Sich selbst respektieren und bewusst leben. Eltern, die eine Vision vom Leben haben und wissen was es bedeutet Eltern zu werden.

Es gibt keine ungewollten Schwangerschaften mehr

Und es gibt auch keine Verhütung mehr. Das braucht man nicht. Die Seelen gehen nicht zu Eltern, die noch nicht bereit sind für diese wichtige und ehrenvolle Aufgabe.

Erst wenn die Eltern, und zwar wirklich beide Elternteile, bereit sind, macht sich die Seele auf den Weg

Um eine Seele zu empfangen, müssen die Eltern sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Sie müssen bereit sein, ihre Vorstellung auf die Seite zu schieben so, dass das Kind sich frei entfalten kann. Nur dann können Sie Eltern werden. Noch eine Wehe. Tief einatmen, untertauchen, die Luft auspusten, mit letzter Kraft und einem Lächeln im Gesicht das Baby raus gleiten lassen.

Dari, zündet eine letzte Kerze an.

 

 

 

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