Ob Tante-Emma-Läden, Supermärkte, Fachgeschäfte, Warenhäuser oder ganze Ladenpassagen – Es scheint, als würde kein Geschäft von den digitalen Umwälzungen unserer Zeit unberührt bleiben.
Vielfach wird Prozess der digitalen Transformation als Bedrohung dargestellt: Dem Konsumenten stünden online kostengünstigere Einkaufsmöglichkeiten zur Verfügung, was zwangsläufig zum Austrocknen des lokalen Handels führen würde. Einzelhändler verkommen zum digitalen Broker, der dem Verbraucher die Ware direkt vom Distributionslager nach Hause zustelle.
Der Einzelhandel schafft sich ab?
Am Ende würden nur vereinzelt – aus Mitleid oder Romantik – Restbestände an Geschäften bleiben. Ganze Innenstädte würden bald leer stehen und viele Geschäfte schließen, so scheint es. Stimmt das? Kann man das auch optimistischer sehen?
Kleine Geschäfte mit kleinem aber erlesenen Kundenkreis wie beispielsweise ein Teegeschäft aus dem gebirgigen kretischen Hinterland strafen diese Thesen Lüge.
Der Kräuterladen von Iannis Iannutsos schaffte es mehrfach ins Fernsehen, Blogs und U-Tube-Videos, wodurch das verschlafene Örtchen Kouses nun von Städtern und Touristen aufgesucht wird, die seine Kräuter, traditionellen Heilmittel und Tees konsumieren wollen. Auch, weil er diese nicht nur nach Geschmack mischt, sondern nach traditionellen Rezepten bei Gesundheitsproblemen aller Art als unterstützendes Heilmittel.
Der Teeladen belebt das abgelegene Dorf zu neuem Leben
Der Absatz in dem Dorf Kouses hätte vor der Digitalisierung niemals ausgereicht, um einen Lebensunterhalt zu bestreiten. Nun hilft er dem ganzen Dorf, welches Rezepte und Kräuter an den Laden verkauft. Es sichert Existenzen und poliert kleine Renten auf.
Ich frage mich, ob die Digitalisierung nicht lediglich für große Discounter eine Bedrohung darstellt und hingegen kleinen Geschäften mit geringer sowie spezialisierter Auswahl eine Möglichkeit der Renaissance bietet?
Möglicherweise zieht die Digitalsierung eine Rückbesinnung auf Spezialiserung und Expertenwissen mit sich? So eine Art Renaissance der Tante-Emma-Läden?
Ich glaube, dass die Digitalisierung sogar ganzen Dörfern zum Überleben verhelfen kann: Sofern sie verstehen, ihre regionalen Produkte global zu bewerben und vertreiben. Der digitale Markt kann spezialisierten Händlern helfen. Er könnte sogar die Wirtschaft abgelegener Gegenden wiederbeleben: Arbeitsplätze und Mehrwert für seine Bewohner liefern! Konsequent zu Ende gedacht, könnte die Renaissance kleiner lokal ansässiger Geschäfte mit globalem Vertrieb sogar den Zuzug in die Städte bremsen. Die Digitaliserung könnte so die Sehnsucht nach einem besseren Leben in der Stadt beenden.