Unsere Kultur des Kapitalismus gilt als Verursacher für viele Probleme. Unter anderem auch für unsere falsche Vorstellung von der Liebe.
In der kapitalistischen Kultur zählt der Marktwert!
Der Wert einer Sache wird geschätzt und dann wird getauscht. Arbeitskraft gegen Lohn, Zeit gegen Geld, Aufmerksamkeit gegen Aufmerksamkeit. Soziologen haben in diesem Zusammenhang die Rational Choice Theory – die Austauschtheorie – entwickelt.
Die Idee von einer Welt, in der Wert gegen Wert getauscht wird, ist tief in unsere Gefühlswelt eingedrungen
Verlieben wir uns, dann hat die oder der Angebetete auch einen bestimmten „Marktwert“ für uns. In wen wir uns verlieben, hat dabei viel weniger mit Romantik zu tun, als wir vermuten.
Mehr noch – unsere romantischen Ideale sind ein Störfaktor. Die Soziologin Elisabeth Beck-Gernsheim beschreibt in Ihrer Arbeit, dass es die Idee der romantischen Liebe ist, welche unsere Erwartungen an die Partnerschaft so hoch schraubt, dass sie zu ihrem Scheitern beiträgt.
Jede Enttäuschung ist die Folge einer falschen Erwartung.
(Jüdische Weisheit)
Gleich und gleich gesellt sich gern: Partnerschaft im Spannungsfeld zwischen Kapitalismus und Romantik
Verlieben sich zwei Menschen, haben sie sich zuvor meistens Vorstellungen dem „Marktwert“ ihres Gegenübers gemacht und sich denjenigen ausgesucht, der ihnen am „wertvollsten“ erscheint.
Dabei erscheinen uns diejenigen am wertvollsten, welche in der Gleichen sozialen Liga und in einer ähnlichen Kategorie optischer Attraktivität rangieren. Diese Art unsere Partner zu wählen, ist sogar fest in unserem Gehirn verankert, wie das Forscherteam um Caroline Zink belegen konnte.
Wir verwechseln „sich verlieben“ und „lieben“ miteinander
Bas Kast hat in seinem Buch „Wie sich Liebe und Leidenschaft“ dargestellt, wie wir uns aufgrund von biologischer Attraktion verlieben. Es geht um die beste genetische Auswahl für die Fortpflanzung. Unsere Biochemie bestimmt, mit wem wir „uns paaren“ wollen. Ob wir es wollen oder nicht, wir agieren hier nicht anders, als die Tiere, mit welchen wir uns die Erde teilen. Wir müssen unseren Partner „riechen können“.
Das wunderbare Gefühl, wenn wir uns verlieben und beginnen, einen anderen Menschen zu entdecken, ist Biologie
Doch eine lang andauernde, tiefe Liebe und erfüllte Partnerschaft hat vermutlich viel mehr mit Freundschaft, Verständnis und Respekt füreinander zu tun, als mit dem anfänglichen Glücksrausch des Verliebens. Um über diese Missverständnisse hinwegzukommen, kann man – im Sinne von Erich Fromm – die Liebe als Kunst verstehen, die erlernbar ist.
Wir alle können Meister in der Kunst der Liebe werden!
Wie bei jeder anderen Kunst hilft es, sich theoretisches Wissen anzueignen, Illusionen abzulegen und zu akzeptieren, dass es einiger Übung bedarf.
Bleibt die Frage, wie man die Liebe übt? Und wer sind die Meisterinnen und Meister, von denen wir lernen können? An welchem Vorbild können wir uns orientieren?
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Gibt ein wunderschönes Buch dazu: Erich Fromm – Die Kunst des Liebens.
So wie in Deinem Artikel geschildert, sehe ich darin die Dualität zwischen Haben und Sein. Wonach definierst Du Dich und wie sehr benutzt Du Deinen Partner, um Dich zu definieren. A.k.a. liebe Dich selbst und es ist egal, wen Du heiratest.
Aus der Transaktionsanalyse der schöne Frage-Satz, der Klarheit bringt: Brauchst Du Deine Partnerin, weil Du sie liebst oder liebst Du Deine Partnerin, weil Du sie brauchst? (Mit männlichen Partnern natürlich genau so 😉 )
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Lion von http://www.lionlogert.com