Zwei, die sich vorgenommen haben, den Onlineriesen die Stirn zu bieten: My trolley!

von Thomas Bergmann

Der lokale Handel steht vor der größten Herausforderung in seiner Geschichte. Die Digitalisierung sorgt für völlig neue Markt- und Wettbewerbsstrukturen und zwingt Einzelhändler neue Strategien zu entwickeln. Aufgrund der kleinen Betriebsgrößen sind die Erfolgsaussichten von Rationalisierungen meist niedrig und die Händler werden häufig von der digitalen Konkurrenz verdrängt.

Zwei Gründer haben sich auf die Fahnen geschrieben, den Online-Riesen die Stirn zu bieten!

Bei einer Statista – Befragung gaben 62 Prozent an, im wachsenden Online-Handel die Ursache für den Rückgang der Besucherfrequenz im Einzelhandel zu sehen.

Neue Lösungen und Formate sind dringend notwendig, um kleine Händler zu retten.

Dieter Deninger und Ralph Friedrich wollen mit my trolley regionalen und inhabergeführten Einzelhändlern helfen, den ungleichen Kampf gegen die großen Handelsketten und Onlineriesen aufzunehmen. Wie machen sie das?

Die Lösung von Dieter und Ralph setzt im Handel vor Ort an.

Das Bewusstsein der Menschen „ist im Wandel“ sagt Dieter. „Heute engagieren sich viele im Klimaschutz oder bei der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln.“

Überall wird darauf hingewiesen, dass man lokal und nicht im Internet kaufen soll. Nachhaltigkeit wurde vom Zukunftsinstitut zum Megatrend erklärt. Viele Unternehmen versuchen deshalb, ein „grünes“ Image zu bekommen.

Echte und nachhaltige Unterstützung für die kleineren Gewerbetreibenden, die lokalen Einzelhändler, gibt es aber selten.

Örtliche Gewerbevereine oder das regionale Stadtmarketing veranstalten zwar einen verkaufsoffenen Sonntag oder eine lange Einkaufsnacht, um auf die Geschäfte vor Ort aufmerksam zu machen. Doch ihre finanziellen und personellen Ressourcen sind begrenzt. Unterstützung seitens der Gemeinden und der Städte findet selten statt. Auch der Konsument vergisst nach einiger Zeit das Angebot vor Ort und kauft wieder im Internet.

Regionale Gewerbevereine sind meistens auf sich alleine gestellt. Sie haben nicht die Mittel zur Verfügung, professionelle Marketingmaßnahmen für ihre Mitglieder auf den Weg zu bringen. „Eine Vielzahl von Gewerbevereinen in Deutschland haben sich wieder aufgelöst, Mitglieder und ehrenamtliche Vorstände resignieren und geben den ungleichen Kampf auf“, erklärt Ralph.

Die Onlineriesen und Handelsketten sind heute sehr mächtig. Heute werden bereits kanpp 60 des Umsatzes durch den Onlinehandel gemacht.

Die 100 umsatzstärksten Onlineshops Deutschlands werden angeführt von Amazon, Otto und Zalando.

Die Online-Riesen ködern die Bevölkerung auf allen Kanälen – überall und zu jeder Zeit.“

Die Strategie der Gründer?

Dieter erklärt: “Als Familienvater sehe ich täglich, wie unsere Kinder gesteuert werden. Zum Geburtstag beschenken sich die Kids massenweise mit Gutscheinen von H&M, Amazon und dm. Der regionale Handel geht da leer aus. Deshalb haben wir die Bonuskarte mit regionalem Bezug entwickelt!“

Diese Bonuskarte namens „my trolley“ soll diesem Trend entgegenwirken. Sie ist als ein Kundenbindungssystem zu verstehen, bei dem nur regionale, inhabergeführte Unternehmen und Gewerbetreibende aller Art mitmachen können.

Ziel der beiden ist es, dass die Händler über unterschiedliche Kanäle mit ihren Kunden vor Ort direkt kommunizieren. So können sie nachhaltig auf sich aufmerksam machen und der Umsatz bleibt in der Region.

Wie mitmachen?

Wer dabei sein möchte, besorgt sich in einem teilnehmenden Geschäft eine my trolley Karte und registriert sich für die Nutzung. Danach zeigt er sie bei jedem Einkauf vor und sichert sich so den individuellen Bonus des Geschäftes.

Der Betrag wird der Karte sofort gutgeschrieben, die damit zu einer Bezahlkarte wird. Das Guthaben kann bei anderen Partnern eingelöst werden. Den Stand des aktuellen Guthabens erfährt jeder Kunde über die Homepage oder über die my trolley App auf seinem Smartphone.

Wer hätte vor Kurzem geglaubt, dass hunderttausende Kinder freitags die Schule schwänzen, um die Politik in Sachen Klimaschutz zum Handeln zu bringen?

Fridays for Future beweisen: Den Online- und Handelsriesen die Stirn zu bieten, ist heute möglich. Nachhaltigkeit ist ein Megatrend, jeder will Teil davon sein. In Gemeinschaft für ein hohes Ziel zu kämpfen, kann viel bewegen.

Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.

(Afrikanische Weisheit)

Die Gründer stehen mit ihrer Vision noch am Anfang, sind aber entschlossen, das Gesicht der teilnehmenden Regionen zu verändern. Jeder Verbraucher, der sich für die Karte registriert, findet in der App oder auf der Internetseite alle teilnehmenden Händler und Unternehmen. Die Händler bieten regelmäßig Aktionen an.

Das sind aber nicht nur Rabattaktionen, sondern auch Ereignisse, wie z.B. Autogrammstunden, Probiertage oder Kinderprogramme und vieles mehr. Diese werden von my trolley mit Werbefilmen auf der Unternehmensseite, über Social Media, Anzeigen in der regionalen Presse und auf Displays in den Geschäften beworben.

Die beiden Gründer unterstützen darüber hinaus regionale Gewerbevereine, das Stadtmarketing und den Tourismus mit Öffentlichkeitsarbeit.

Vernetzung der Kunden, Einzelhändler und ganzer Regionen!

So wie die Gutscheine großer Ketten überregional eingelöst werden können, lässt sich auch das my trolley Guthaben in anderen Regionen einlösen. So kann ein Kunde aus Geretsried seinen gesammelten Bonus auch bei einem Händler in Garmisch einlösen. „Das erscheint vielleicht zunächst als ein Widerspruch. Ist es aber nicht. Denn es gibt viele Produkte, die man im Ort nicht bekommt. In der Region aber schon“ führt Dieter aus.

Die Gründer wollen damit einen wachsenden Geldkreislauf entstehen lassen, regional und überregional. Der Schwerpunkt liegt zwar verstärkt in den jeweiligen Orten, aber auch die teilnehmenden Regionen profitieren durch Kunden aus dem Umland.

Win-Win-Situation für Endverbraucher und lokale Einzelhändler

Um den Onlineriesen die Stirn zu bieten, ist es wichtig, dass Verbraucher nicht ausschließlich auf das Angebot vor Ort angewiesen sind. Wenn ein Konsument ein Produkt wünscht, dass bei lokalen Händlern nicht erhältlich ist, kann er dieses in seiner Region finden und mit seinem Kauf trotzdem die kleinen Einzelhändler unterstützen.

Nachhaltig und wettbewerbsfähig

Teilnehmende Handelspartner bekommen mit my trolley ein professionelles Marketingtool. Damit können sie über ihre Aktionen informieren. Das sind z.B. persönliche Einladungen, ein Zusatzbonus oder Treuegutscheine. Und das Wichtigste für den Händler: Für sie selbst ist es fast kein Aufwand. Damit löst sich für sie das Hindernis von Komplexität bei Werbemaßnahmen.

My trolley fungiert für die Händler als Werbeagentur. Über Verkaufsaktionen informiert der Einzelhändler mit einer E-Mail my trolley. Diese verbreiten die Info über die geplante Aktion binnen 48 Stunden. Der direkte Zugang zu dem Webtool ist zudem sehr bequem für die Händler: Sie können alle Transaktionen, Bonus-Einlösungen, eingegangene Zahlungen etc. direkt einsehen und künftige Aktionen noch gezielter steuern.

My trolley stellt jedem Händler individualisierte Kundenkarten zur Verfügung. Das heißt, diese sind mit dem jeweiligen Shop-Logo versehen und werden vom Einzelhändler persönlich übergeben.

Teil des my trolley Konzeptes ist es, regelmäßig in regionalen Medien, auf Events, Messen usw. für die my trolley Karte und für die teilnehmenden Partner zu werben. Auf diese Weise erfahren Endverbraucher schnell, wo sie eine Karte bekommen können.

Digital Natives – Denken grün, kaufen konventionell

Den Gründern liegt besonders die digital affine junge Generation am Herzen. Die denken zwar grün, kaufen aber meistens nicht besonders nachhaltig. Beispielsweise beklagen sie die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie, kaufen aber weiter deren Massenware, wie eine Studie von Greenpeace belegt.

Darum wollen Dieter und Ralph besonders die junge Generation erreichen: „Die, die am Freitag für das Weltklima demonstrieren gehen. Eine Generation, die oft mal eben schnell mit einem einfachen Klick im Internet kauft“, erklären die beiden. „Unser Konzept soll helfen, die hohen Ideale der Klimabewegung mit jedem Einkauf leben zu können, ohne auf ein breites Angebot verzichten zu müssen“, führen sie stolz fort.

Eine Unternehmensvision, die das Potential hat, die Geschichte des Einzelhandels zu verändern.

Fakten

My Trolley

My trolley wurde im Jahr 2019 von Dieter Deninger und Ralph Friedrich gegründet. Sie stehen noch ganz am Anfang mit ihrer Vision. Mehr über die Gründer, wer sie sind und warum sie das machen, erfahrt ihr in der Rubrik „Was treibt Dich an?“

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