Die perfekte Erfindung

Es gibt sie nicht:  Den genialen Erfinder und die eine inspirierende Idee

Wenn Du ein Kind fragen würdest, wer den Schokoladenkuchen erfunden hat, würde es zweifelsfrei „Mama“ antworten. Wie sollte es auch wissen, wie viele Köpfe und Ideen es bis zum Schokoladenkuchen aus dem Ofen brauchte? So geht es uns mit unserem Verständnis vom Erfinder.

Die Innovationen unserer Zeit werden mit einer einzigen Person in Verbindung gebracht, obgleich es fast immer ein gemeinschaftliches Projekt ist

Analog zur konsumorientierten Gesellschaft, in der alles gebrauchsfertig verpackt ist, begreifen wir das Verhältnis „Erfindung und Erfinder“ als eine Art „Innovations-Fertigprodukt“ – eingeordnet in die Kategorie „geniale Idee und genialer Kopf“. Aber so ist es meistens nicht. Viele Köpfe und viele Ideen gehen Innovationen voraus. Im Zeitalter des „Network-Thinking“ mehr denn je.

Der Mythos des „Eremiten- Erfinders“ wird auch durch unsere Gesetze unterstützt

Meist melden diejenigen, welche den letzten entscheidenden Gedanken zu einer Innovation beitrugen, ein Patent an. Dies läuft dann auf einen Namen oder kleiner Gruppen. Das führt zusätzlich zu dem Missverständnis, dass einzelne Personen alleinig von großartigen Ideen beseelt sind.

Der einzige inspirierte Gedanke, den es nicht gibt

Große Innovationen entstehen in kleinen Ideen – Stufe für Stufe – jeden Tag. Sie reifen in Köpfen und im Austausch mit anderen Menschen. Oft erfinden Menschen sogar zeitgleich Dinge. Beispielsweise entdeckten Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz die Differentialrechnung unabhängig voneinander, zu etwa der gleichen Zeit.

Der Glaube, dass Erfindungen in vollkommener Form und gleich einer göttlichen Eingebung über uns kommen müssen, verhindert die besten Entwicklungen

In einer Gesellschaft, die auf Schnelligkeit und Effizient ausgerichtet ist, fehlt oft die Muse für Innovationen. Die ganz großen Erfindungen entstehen in Musestunden. Große Ideen werden nicht unter Druck geboren. Oft sind sie ein Sammelsurium aus Gedanken, die in vielen entspannten Momenten entstehen. Während zielgerichtetes und effizientes Arbeiten nach Konzentration verlangt – verlangt Innovationskraft das genaue Gegenteil – Zerstreutheit.

Ein flüchtiger Gedanke hier, eine Eingebung dort, ein inspirierendes entspanntes Gespräch – lauter kleine Facetten. So werden die ganz großen Innovationen geboren. Man kann die Muse nicht zwingen, einen zu küssen. Es zieht sie dorthin, wo Menschen ihren Gedanken freien Lauf lassen.

Todfeinde der Innovationskraft – Zeitdruck und Arroganz

Großartige Ideen kommen weder schnell noch einfach. Sie erfordern eine fast krankhafte Leidenschaft, sich wieder und wieder mit einer Sache auseinander setzen zu wollen. Nur solche Leidenschaft verleiht die Bereitschaft zu intensivem Einsatz. Die Erwartungen anderer vermögen das nicht. Leidenschaft und Geduld sind die Zutaten für große Ideen.

Arroganz ist der andere Todfeind der Erfindung. Arrogante Menschen hören die besten Ideen anderer nicht, weil sie meinen, schon alles zu wissen. Großartige Forscher erkennt man daran, dass sie gerne zuhören und offen für die Einfälle anderer sind. Geniale Köpfe kommunizieren auf Augenhöhe und hören gerne die Gedanken anderer an. Sie lieben Kreativität und nicht ihr Image als „genialer Typ“.

Wichtige Erkenntnisse kommen wann sie wollen und nicht, wann wir es fordern

Bei genauerer Betrachtung sind große Ideen viele kleine vorangegangen Einsichten.

So konnte Tim Berners-Lee erst nach vier Jahrzehnten vieler kleiner Innovationen im Bereich Vernetzung, Elektronik und Software auf dem Konzept des Internets aufbauen, um das World Wide Web zu schaffen.

Euch fehlen Ideen für ein Projekt?

Geht einen Kaffee trinken, mit Freunden. Fahrt an den Strand oder auch in die Berge. Denkt an etwas Schönes.

Denn die Muse kommt wie die Liebe: Dann, wenn wir nicht nach ihr gerufen haben –  überrascht sie mit ihrer Gegenwart.

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