Jeder Mensch soll seinem freien Willen folgen dürfen, um seine Persönlichkeit zu entfalten.
Dass es diesen freien Willen überhaupt gibt, gehört zur Grundlage der philosophischen Denkschule des Liberalismus. Heute wird der freie Wille von der Wissenschaft infrage gestellt und mit ihm die gesamte Idee des Liberalismus: Seine philosophischen Grundpfeiler geraten zunehmend ins Wanken.
Die Macht des Unterbewussten
Mit den neuen Erkenntnissen der Hirnforschung und Psychologie wird widerlegt, dass Menschen einen freien Willen und ein kohärentes Ich haben. Neurologen vermuten, dass wir unsere Entscheidungen nicht frei treffen, sondern diese von unserem Unterbewusstsein diktiert werden. Anders gesagt, wir tun was wir wollen, aber wir suchen uns nicht bewusst aus, was wir wollen.
Wir sind Handlanger unseres Unterbewusstseins.
Klingt seltsam? Bedenkt man kurz die Rückfallquoten von Rauchern und Diätwilligen, ist die Annahme gar nicht mehr so absurd. Ein anderes Argument für die Macht des Unterbewussten ist, dass man mit Medikamenten, Gentechnik und Gehirnstimulation zu Manipulation und Kontrolle über einen Menschen gelangen kann. Könnte dieser sich bewusst dagegen entscheiden, wäre das nicht möglich.
Bereits im Jahr 2002 hat Professor Sanjiv Talwar von der State University of New York Elektroden in die Gehirne von Ratten eingepflanzt, mit denen er die Tiere nach seinem Willen fernsteuern konnte. Sie haben sich daraufhin beispielsweise von einer Mauer gestürzt.
Hilfe bei psychischen Erkrankungen?
Ärzte erforschen diese Technologie nun auch an Menschen. Dabei werden Kabel über kleine Bohrlöcher ins Gehirn eingeführt. Dort werden dann bestimmte Netzwerke von Nervenzellen des Gehirns angeregt oder gehemmt. In einer Pilotstudie an der Charité wurden neun Patienten mit einer schweren Depression winzige Elektroden für die Simulationsbehandlung eingesetzt. Es wird vermutet, dass Elektroden im Gehirn helfen können, eine posttraumatische Belastungsstörung oder Depressionen zu überwinden.
Wir erfinden eine Geschichte von uns selbst
Hinsichtlich der Einheit unserer Persönlichkeit ist sich die Psychologie mittlerweile einig, dass jeder von uns ungezählte innere Stimmen besitzt, die sich in unserem Bewusstsein abwechselnd zu Wort melden. Nach dieser Annahme ist unser „Ich“ nicht mehr als eine Geschichte, die wir – mehr oder weniger bewusst – erfinden und erzählen, um uns selbst, unserem Leben und unserem Gegenüber Sinn zu verleihen.
Welche Geschichte werden die Menschen in Zukunft von sich erzählen können, um sich von der künstlichen Intelligenz zu unterscheiden?
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Wenn man nur immer wüßte, was man will und wie man das Wollen vom Wollensollen unterscheidet. Schöne Grüße