Illustration Susanne Gold/ Text Michaela Rajana Sens
Alle sind abgewandert.
Zumindest die meisten, die ich gekannt habe. Gibt ja auch nicht mehr viel zu holen hier in der Wüste. Nur noch grün bewässert unter einem Dach. Die Hitze mag ich ja auch nicht.
Deshalb werde ich mich auch der Karawane in den hohen Norden anschliessen, zu Fuss oder mit dem EBike, Autos gibt es schon seit zehn Jahren keine mehr – haben zuviel Platz weggenommen für die vielen Menschen und Stahl kann auch nicht mehr genügend produziert werden.
Meine Kinder gehen nicht mehr jeden Tag zur Schule.
Das meiste geht elektronisch per Solarstrom und PC und mobilem Internet, egal wo Du gerade bist. Ab und an gibt es Treffen irgendwo auf dem europäischen Kontinent zum Austausch. Der, der möchte, kann daran teilnehmen.
Ich selbst wohne in einem Kommunenzimmer der Ressourcenverwaltung unseres Lebensbezirks.
Dort arbeite ich auch im Austausch für meinen Lebensunterhalt und die Versorgung für mich und meine Kinder. Mein Mann ist im Moment mit ein paar anderen unterwegs, unsere neue Heimat im kühlen Norden aufzubauen. Überall gibt es diese autarken Selbstversorgerkommunen, nachdem vor ca. zwanzig Jahren alle Systeme endgültig zusammen gebrochen sind. Jeder einzelne gibt das, was er geben kann und darüber bin ich froh und glücklich.
Der Druck der früheren Jahre aus meinen Kindheitstagen ist Vergangenheit.
Nun werde ich in einer unserer Küchen mal nachschauen, was es heute dort zum Abendessen gibt und mich dann zufrieden in meine Koje begeben.