Rebecca Minkoff: „Little Minkoff“ Eine Frau, die zeigt, dass die Grundprobleme der Modeindustrie nicht unlösbar sind.

Illustration Susanne Gold/ Text von Paula Pröve

Wir kaufen, kaufen, kaufen – und werfen weg: Fast Fashion ist kein neues Thema mehr. Vielen ist bereits bewusst, wie schädlich die Produktion vieler Textilien, und wie verhängnisvoll die Wegwerfmentalität für die Umwelt ist. Im Durchschnitt wirft jeder Deutsche pro Jahr 4,7 Kilogramm Kleidung weg. Das bedeutet, dass Deutschland jährlich mit 391.752 Tonnen Textilabfall zu kämpfen hat. Diese Menge bezieht sich allerdings nur auf gekaufte Kleidung, die weggeworfen wird. Ein weiteres Problem, was weniger thematisiert, aber genauso folgenschwer ist: Die häufige Überproduktion vieler Textilien. Große Unternehmen stellen stündlich viel zu viele Produkte einer Kollektion her, die am Ende der Saison weggeschmissen werden, da keiner sie kaufen möchte.

Die Lösung liegt für die Produktion auf der Hand: Firmen müssen die genaue Menge ihrer Kollektion produzieren, die auch verkauft wird und das am besten mit möglichst nachhaltigen Produkten. Scheint unmöglich? Ja! Ist es machbar? Ja! Hat es jemand gemacht? Auch ja! Ihr Name: Rebecca Minkoff.

Mode nach Bedarf

Rebecca Minkoff gründete ihre gleichnamige Modemarke im Jahre 2005. Ihre Designs könnte man mit den Worten „rockig bohemien“ beschreiben. Sie strahlen eine rebellische Verspieltheit aus, die nun seit 16 Jahren bei vielen Frauen auf große Begeisterung trifft. Die Modedesignerin bewies bereits in der Vergangenheit, dass sie sich dem Wandel der Modeindustrie bewusst ist. 2016 fing sie an, ihre Kollektionen direkt vom Laufsteg aus zu verkaufen, um den billigen Kopien großer Unternehmen vorzubeugen. Neben ihrer Berufung als Modedesignerin ist sie dreifache Mutter. Mit dem Gedanken an ihre Kinder ging sie nun ihr neuestes Projekt an. Sie gründete ein Modelabel für Kinder namens „Little Minkoff“. Doch dies ist keineswegs einfach „nur“ eine neue Marke. Der Aspekt der Nachhaltigkeit und damit direkt die Auswirkungen auf die Zukunft ihrer (aller) Kinder steht besonders im Vordergrund. 

Das Unternehmen hat sich mit der Technologiefirma „Resonance“ zusammengeschlossen. Das Unternehmen sorgt für die Transparenz der Herstellungskette. Mithilfe der Blockchain-Technologie kann der Kunde sein bestelltes Kleidungsstück bis zur ersten Faser zurückverfolgen.

Blockchain-Technologie – bis zur ersten Faser

Der Kaufvorgang ähnelt jeder  anderen Onlinebestellung. Die Käufer suchen sich ihre Produkte aus, „legen“ diese in den Warenkorb und bezahlen sie. Der neue Aspekt im gewohnten Prozess: Die Herstellung der Kleidung. Anders als bei herkömmlichen Onlineshops, wird das Produkt nicht aus einem großen Lagerhaus geliefert, sondern muss erst produziert werden. Dies geschieht innerhalb einer Woche ab Bestellung. Damit entsteht Kleidung „on demand“ und gleichzeitig verhindert Rebecca Minkoff eine Überproduktion von Stückzahlen.

Produktion der Textilien – es wird nachhaltig

Die Designerin denkt bei der Kleiderfabrikation selbstverständlich ganzheitlich: Auch bei der Fabrikation wird auf nachhaltige Prozesse geachtet. Das Material ist zu 95 Prozent biologisch abbaubar.  Aufgrund der Zusammenarbeit mit der Firma „Bluesign“, werden Chemikalien zwar benutzt, jedoch mit der kleinstmöglichen Schädlichkeit verwendet, indem sie präziser eingesetzt werden. Ein weiteres Problem, was wahrgenommen wird, ist der große Wasserverbrauch, doch auch dieser wird hier aufgrund der präzisen Herstellung um 50%reduziert.

Digital statt Druck

Und was ist, wenn das Kleidungsstück bedruckt werden soll?  Der Druck auf vielen Textilien ist durch die hohe Konzentration an Farbchemikalien häufig das Schädlichste am ganzen Herstellungsprozess. „Little Minkoff“ verzichtet also komplett auf den traditionellen Färbeprozess und nutzt stattdessen ein digitales Printverfahren. Für diesen Prozess gibt es spezielle Drucker, die das vorgefertigte Design auf die Kleidung drucken. Durch diesen exakt definierten Vorgang wird nur ein notwendiges Minimum an toxischen Chemikalien verwendet.

Hergestellt wird die Kleidung in der dominikanischen Republik. Hier sind die Arbeiter direkt bei dem Unternehmen angestellt und, nicht wie sonst, bei Zwischenhändlern. Somit kann man das Wohlergehen und die faire Behandlung der Mitarbeiter sicherstellen. 

Und nun zurück zur Blockchain-Technologie, mit der „Little Minkoff“ arbeitet: Der komplette Herstellungsprozess ist von Anfang bis Ende transparent und für den Kunden jederzeit nachverfolgbar. Rebecca Minkoffs Plan ist es dieses Verfahren auch in ihrem größeren Modelabel in der Zukunft zu integrieren.

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