Illustration von Susanne Gold/ Text von Ted Ganten
In diesem Film erfährst du mehr über „Terraismus“. Hier gibt es das ganze Buch.
„Pursuit of Happiness“ wird eines der zentralen Forschungs- und Geschäftsfelder der Zukunft. Dies zeichnet sich in vielen Bereichen der Gesellschaft bereits heute ab. Auf welche Entwicklungen muss sich unsere terraistische Bewegung vorbereiten?
Werden wir uns glücklich schlucken?
Im Bereich der stimmungsbezogenen Pharmazeutika wird die Grenze zwischen illegalen Drogen und Pharmazeutika weiter verschwimmen. Der Opiat-Skandal in den USA ist hier nur die Spitze des Eisbergs. Konzentrationsfähigkeit, Stimmungsaufheller, schmerzreduzierende Mittel, empfindungs- und bindungsintensivierende Hormonpräparate sind in der richtigen Situation sicherlich sinnvoll, bergen ohne Zweifel aber auch Risiken. Sogenanntes Microdosing, bei dem stimulierende Drogen und Pharmazeutika in Kleinstmengen verabreicht werden, soll ungewünschte Nebenwirkungen verhindern und die belebende Stimulanz freisetzen.
Können wir uns glücklich programmieren?
Vergleichbares gilt für die weiter oben beschriebene elektrische Gehirnstimulation (Deep Brain Stimulation), die auf Knopfdruck gewünschte Gefühle auslösen oder Fähigkeiten intensivieren kann. Es kann keinen Zweifel geben, dass diese Entwicklungen Einfluss auf die Gesellschaften und unseren Lebensstil haben werden. Auf Dauer werden diese beiden Themen den Fortbestand der Menschheit und des Planeten nicht unmittelbar gefährden.
Was ist am „glücklich-sein“ falsch?
Die Nutzung solcher „Mittel zum Glück“ in Schule, Studium und Beruf übt einen erheblichen Sozialdruck aus. Es wird unmöglich werden, durch bloße Übung der Konzentrationsfähigkeit unter Drogeneinfluss oder qua Elektrostimulation des Gehirnes gleichzukommen. Während transgene Menschen und Cyborgs sich schon aufgrund ihrer Andersartigkeit vom Rest unterscheiden und wahrscheinlich spezialisierte Schulungs- und Arbeitsumfelder brauchen, wird hier der unmodifizierte Homo Sapiens in eine Pharma- und Stimulanzfalle getrieben. Dies birgt die Gefahr der Abhängigkeit – nicht nur körperlicher Natur, sondern psychologisch oder sogar faktisch. Schon jetzt wundere ich mich, warum so häufig ADHS diagnostiziert und überwiegend durch Einnahme von Pharmazeutika therapiert wird. Im Ergebnis gehen so zahlreiche Kinder de facto unter Drogen in die Schule und kriegen aufgrund gesteigerter Konzentrationsfähigkeit bessere Noten. Mir persönlich erscheint dies schon jetzt als Vorbote der zu erwartenden Entwicklung.
Wir verändert sich die Sicht, wenn alle glücklich sind?
Dem Einsatz dieser Mittel im schulischen und beruflichen Umfeld durch Lobbying, Collective Action Aufklärung und Transparenz vorzubeugen, erscheint mir wertvoll – auch wenn ich derzeit nicht erkennen kann, wie der Bestand des Planeten hierdurch gefährdet wird. Mehr glückliche und leistungsfähige Menschen, selbst wenn sie vielleicht kürzer leben, dürften nicht unser Hauptproblem sein. Eine noch unklare Herausforderung könnte sein, dass sich die Sicht auf die Welt und ihre Beurteilung durch die Einnahme von Drogen ändert. Werden die Menschen hierdurch weniger aggressiv, neigen sie dazu alles unkritisch positiv zu betrachten und wird der Zustand der Welt ihnen schlicht egal?
Nächste Woche beleuchten wir die Frage, wie der Verein dabei unterstützen kann, Wege zum Glück zu finden, die weniger Risiko in sich bergen, die Perspektive auf und das Interesse an der Welt zu verlieren.