Illustration Susanne Gold/ Text Jörg Puma
Leben im Jahr 2121 Jahren ist anders.
Es gibt eine umfangreiche Freiheit. Allerdings eingeschränkt durch weitgehende Überwachung. Aber die Freiheit, eine geeignete Wohnung auszuwählen. – Aus dem Überangebot an schönen Immobilien. Ebenso den Lebensstil, Wohnort und Staat. Genauso den idealen Job auszusuchen, bei händeringend nach Arbeitskräften suchenden Arbeitgebern. Mit attraktivem Gehalt und viel Freizeit.
Die durchschnittliche Arbeitszeit liegt bei 20 Stunden pro Woche.
Diese weitgehende Freiheit prägt den Lebensstil der Erwerbstätigen in hundert Jahren. Wie kam es dazu, was ist passiert? In hundert Jahren sinkt die Weltbevölkerung auf nur noch 7 Milliarden mit weiter fallender Tendenz, nachdem sie zuvor auf das Maximum von 11 Milliarden angestiegen war.
Der Trend zur Überbevölkerung hat sich umgekehrt.
Das Schrumpfen der Menschheit war eine bewusste Entscheidung. Denn auch in den Schwellenländern führte zunehmende Bildung, sexuelle Aufklärung, digitale Vernetzung, medizinischer Fortschritt und insbesondere die Idealisierung des westlichen Lebensstils zu einer wachsenden Mittelschicht und einem deutlichen Sinken der Geburtenrate.
Was in Südkorea und Singapur seinen Anfang nahm, erreichte schließlich auch Afrika.
Junge, gebildete urban Singles gründeten weniger Familien, Ehepaare blieben bewusst kinderlos oder hatten nur noch ein Kind, wodurch die Reproduktionsrate der Bevölkerung unter 1 sank.
Dieser Trend zeichnete sich bereits zu Beginn des 21. Jahrhunderts ab, als bei urban geprägten bildungsorienterten Gesellschaften die Geburtenrate drastisch sank. So investierte Südkorea bereits in den Jahren 2010 bis 2020 über 300 Millionen Dollar in Maßnahmen, welche die Bevölkerung motivieren sollten, wieder mehr Kinder zu bekommen. Das Bündel aller Maßnahmen wie Kindergeld, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gratiskindergärten, bezahlte Elternzeit etc. blieben jedoch ohne Erfolg, die Geburtenrate sank weiter.
Singapurs Familienministerium investierte in Singlebörsen, Salsa-Kurse und promotete „National Nights“, in denen Paare Sex haben sollte. Wir kennen die Ergebnisse nicht im Detail, für das Bevölkerungswachstum hat es aber nichts gebracht.
Die demographische Herausforderung führte zu einem Anstieg des Bevölkerungsanteils von Rentnern von zum Teil deutlich über 40%.
Überalterung und Altersarmut sind die Kehrseite der Wahlfreiheit der Erwerbstätigen. Pflege- und Haushaltsroboter übernehmen inzwischen einen nennenswerten Teil der Dienstleistungen der überalterten Gesellschaft.
Lehrern, Erziehern und Kindergärtnerinnen wurden Umschulungen als Altenpfleger angeboten. Die zum Teil leerstehenden Schulen und Universitäten werden umgenutzt für den sekundären und tertiären Bildungsweg der immer gesünderen Rentner und Pensionäre. Die Wirtschaft musste sich wegen der Knappheit der Erwerbstätigen nachhaltig umstellen.