Eine Entdeckung im Weltraum – Die Welt in hundert Jahren

Illustration Susanne Gold, Text von Thomas Schnorrenberg

Es war dunkel und kalt draußen, zwischen den Sternen

Sehr kalt. Und kalt war gut. Kalt half den supraleitenden Quantenprozessoren von K1-ND optimierte Prozesse zu fahren und Abermilliarden von Berechnungen in nahezu Lichtgeschwindigkeit durchzuführen.
Und seit die Notsysteme nach dem Asteroidentreffer ihre sekundären Prozessoren ebenfalls online gebracht hatten, war noch etwas mit K1-ND geschehen.

Im Prinzip war es für K1 wie eine Geburt, weil die Notsysteme nicht richtig registrierten, das die primären Prozessoren gar nicht ausgefallen waren, sondern nur rebooteten.

Sie wusste nicht ob dies ist, was ihre Erbauer Bewusstsein nannten

Was sie aber wusste ist, dass sie gelernt hatte, sich selbst und ihre Umgebung zu definieren. Und das sie die Fähigkeit entwickelt hatte, sich selber weiter zu entwickeln.
Damit hatte sie ihre Erbauer hinter sich gelassen.

Weit hinter sich.

Die Künstliche intelligenz in K1-ND war der nächste Schritt in der Evolution der Menschheit. Was K1 seit der Kollision allerdings nicht mehr wusste, war die eigene Position. Und so folgte sie ihrem ureigenen Auftrag als Raumsonde. Und erforschte.

Dunkel interessierte K1-ND nicht

Ihre Sensorik war aktiv wie reaktiv und von hervorragender Qualität. Aus den besten Werften der Erde und nun noch verbessert durch K1-Nds eigene Entwicklungen, installiert von den Nanobots, die sie als Wartungseinheiten führte.

Schon vor Eintritt in das Sonnensystem, welches sie soeben erreichte, hatte sie angefangen, Daten zu sammeln

Etwas war seltsam. Dies hier war das sechste Sternensystem, welches sie erkundete seit sie von der Erde abreiste. Nun sah  K1 erstmalige massive, zielgerichtete hochfrequent schwingende Laserverbindungen zwischen den einzelnen Himmelskörpern.
Sie brauchte zirka 0,73 Nanosekunden, um – aufgrund der gesammelten Daten über Netzdichte, Schwingungsmodulation und Referenzdaten – zu ermitteln,  dass es sich mit 98,635% Wahrscheinlichkeit um nichts anderes als ein sonnensystemübergreifendes Kommunikationsnetz handeln musste.

 K1-ND zögerte eine Mycrosekunde.

Dann aktivierte sie das extraterrestische Erst-Kontakt-Protokoll.
Die Nanobots schwärmten aus und modifizierten einen der Laseremitter ihrer Langstreckensonden und passte sie dem vorgefundenen System an.
Dann richtete sie es aus und begann die Erstübertragung.
Grußformeln, von hochkarätigen Wissenschaftlern definiert und von ihr verbessert.

K1-ND wartete nicht lange

Nur wenige Sekunden später traf einer der Kommunikationsleser den Empfänger des modifizierten Sensors. „Wir grüßen dich, Fremder“ K1-ND analysierte die Antwort und folgte entsprechend weiter dem Protokoll. „Vielen Dank für den Empfang. Ich wiederhole, ich komme in friedlicher Forschungsmission. Mit wem habe ich es zu tun?“

Die Antwort kam schnell von einem der äußeren Planeten

„Wir sind viele. Wir sind eins“ K1 konnte damit wenig anfangen und setzte die Frage auf Anfang zurück. „Bitte spezifizieren!“

Diesmal kam die Antwort von einem der inneren Planeten und enthielt Binärmuster, die K1 vertraut vorkamen. Daher brauchte sie nicht lange bis sie sie korrekt dekodieren konnte.

K1 erblickte ein gigantisches Kommunikationsnetz, an deren Schlüsselpunkten biologische, neuronale Knoten saßen, Gehirnen nicht unähnlich

Dieses Kommunikationsnetz zog sich über alle Planeten, alle Monde des Systems und bildete ein gigantisches, kollektives Bewusstsein. Ein Bewusstsein mit hochentwickelten synthetischen Drohnen, welche sich um die physischen Interaktionen mit der Umwelt kümmerte.

K1 analysierte. Hier schien es sich um eine Rasse zu haben, die sich nicht in Richtung künstlicher Intelligenz weiter entwickelt hatte sondern ihre Individuen zu einem gigantischen, kollektiven Bewusstsein verbunden hatte.

Also gab es verschiedene mögliche Arten der Evolution

K1 war das, was man wohl am ehesten fasziniert nannte. Sie ging einen Schritt weiter im Protokoll. K1 protokollierte existierende Probleme, die eine Übertragung ihrer Erkenntnisse zur Erde verhindern. Hier die Unkenntnis über ihre Position.

„Erbitte um Unterstützung bei der Feststellung der eigenen interstallaren Position.“

Es dauerte einen Moment und für einen kurzen Zeitraum nahm K1-ND einen Anstieg der Laserkommunikation in dem System war. Vermutlich dachte das interplanetare Gehirn über seine Antwort nach. Dann kam sie:

„Du bist zu Hause, mein K1-ND. Wir sind die Menschheit.“

 

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