Das Labyrinth der Chalotte Reimann – Episode 41

Ein Roman von Mira Steffan

„Ich muss dir was erzählen.“ Mit diesem Satz eröffnete Dorothea das Gespräch, das sich für Charlotte zu einem sehr interessanten entwickeln sollte. Gemeinsam machten sie in der Mittagspause einen Spaziergang.
„Ich habe gekündigt.“
Charlotte bekam kugelrunde Augen vor Erstaunen und blieb abrupt stehen: „Waas?“
Dorothea grinste. Offensichtlich war sie sehr zufrieden mit Charlottes verwunderten Reaktion.
„Jawoll. Ich habe heute gekündigt. Ab dem übernächsten Monat arbeite ich in meiner eigenen Kanzlei.“
„Und was ist mit deiner Kündigungsfrist?“
„Ich habe meinen restlichen Urlaub genommen. Außerdem habe ich jede Menge Überstunden.“
Charlotte nahm den unterbrochenen Spaziergang wieder auf: „Wow. Seit wann trägst du dich mit dem Gedanken zu kündigen? Du hast mir nie gesagt, dass dein Job dich nicht mehr interessiert.“
„Das kam auch für mich überraschend. Mein Patenonkel der Rechtsanwalt ist, will Ende des Jahres in den Ruhestand gehen. Er suchte einen Nachfolger für seine Kanzlei. Da hat er mich gefragt. Zunächst konnte ich mir das nicht vorstellen. Je länger ich aber darüber nachdachte, umso interessanter erschien mir das. Sein eigener Chef zu sein, hat seinen Reiz. Die Kanzlei ist zwar klein, läuft aber gut, ist alteingesessen, und die Mandanten und die beiden Angestellten kann ich übernehmen. Natürlich werde ich hin und wieder auch an den Wochenenden arbeiten müssen. Die Arbeit ist aber vielseitiger und spannender als meine jetzige und vor allem selbstbestimmt.“
„Das ist vielleicht ein Ding. Ganz schön mutig.“
Dorothea wiegte ihren Kopf hin und her: „Ach, ich glaube, dass das Angebot zur richtigen Zeit kam. Ich brauche eine neue Herausforderung und Veränderung.“

„Ich bin immer noch ganz perplex“, sagte Charlotte und fügte ein: „herzlichen Glückwunsch“, hinzu.
Dorothea strahlte sie an: „Danke.“
„Wie hat Schuster auf deine Kündigung reagiert?“
„Mit unbewegter Miene. Aber – was sollte er auch machen?“
„Du wirst mir fehlen.“
„Ich hoffe doch, dass wir uns weiterhin sehen.“
„Natürlich! Ich meine, du wirst mir in der Firma fehlen.“
Dorothea seufzte: „Das wird für uns beide eine ziemliche Umgewöhnung.“ Eine Weile liefen sie wortlos weiter.
Dann sagte Charlotte nachdenklich: „Neulich habe ich darüber nachgedacht, was Glück ist und kam zu dem Ergebnis, dass Glück innere Erfüllung ist. Ich will damit sagen: Du machst es genau richtig.“

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