Die Kraft der Sonne – die Welt in hundert Jahren

Illustration Susanne Gold, Text Silke Wolf

Ich sitze in meinem Gleitflieger und schwebe über einer bunten Blumenwiese und betrachte erfreut Hasen und Rehe, die entspannt am Waldrand äsen.

Alle Fahrzeuge gleiten heute fast lautlos über den Himmel. Natürlich nicht wild durcheinander, sondern wohl geordnet über sogenannten Leitlinien. Früher nannte man diese geteerten Leitlinien Straßen. An der einen oder anderen Stelle kann man noch die Reste davon erkennen.

Jetzt sind die meisten der ehemaligen Straßen begrünt und beim Fliegen, was natürlich autonom passiert, kann ich in aller Ruhe die Schönheiten der Natur bewundern.

Langsam wird es dunkel. Laut meinem Bordcomputer „Konrad“ brauche ich noch 4 Stunden bis ich an meinem Ziel bin. Ich drücke einen Knopf. Mein Sessel wird flach und ich lege mich noch ein bisschen zum Schlafen nieder und warte darauf, dass „Konrad“ mich pünktlich 5 Minuten vor Erreichen des Zieles weckt.

Die positivste Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist, dass ein Großteil der Menschheit verstanden hat, dass ein unbeschränktes materielles Wachstum auf einem begrenzten Planeten eine echte Utopie ist.

Wir haben ein neues globales Wirtschaftssystem eingeführt, das das Wohl aller Menschen im Fokus hat. Natürlich gibt es immer noch die eine oder anderen Stelle, da klappt das noch nicht so rund. Und wir sind auf einem guten Weg.

Wir haben gelernt die nahezu unendliche Energie der Sonne für uns zu nutzen. Schon lange brauchen wir keine fossilen Brennstoffe mehr. Das Klima hat sich wieder erholt. An manchen Orten erkennen wir noch die Auswirkungen der damals drohenden Klimakatastrophe. Das schlimmste konnten wir glücklicherweise abwenden.

Besonders in Küstennähe gibt es Ortschaften, die immer noch von den Fluten vor mehr als 50 Jahren gezeichnet sind, und einige Gegenden leiden noch immer unter den Auswirkungen von extremen Dürren oder Überschwemmungen.

Heute hat der Meeresspiegel wieder seine alte Höhe erreicht und auch das Klima hat sich wieder beruhigt.

Es gibt deutlich weniger Unwetter, die Luft ist so sauber, wie schon lange nicht mehr. Die Natur findet immer weiter in ihr Gleichgewicht zurück. Wir haben ausreichend Trinkwasser zur Verfügung und jede Quelle ist jedem Menschen frei zugänglich. Es werden schon lange keine Lebensmittel mehr an der Börse gehandelt.

Der Plan ist, dass alles, was die Natur uns Menschen zur Verfügung stellt, auch allen zugutekommt, egal ob arm oder reich. Bis das wirklich sauber umgesetzt ist, werden wahrscheinlich noch ein paar Jahre ins Land gehen.

Wir haben von der Natur gelernt und viele neue Technologien entwickelt, die uns ein komfortables Leben ermöglichen und gleichzeitig die Natur schonen. In den letzten Jahrzenten gab es sehr viele kreative Köpfe.

Wir bauen Häuser, die so viel Energie erzeugen, dass sie sogar Energie in das allgemeine Netz einspeisen können und ernähren uns größtenteils vegetarisch. Jegliche Form von unwürdiger Käfighaltung von Nutztieren findet nicht mehr statt, auch unsere Medikamente können wir ohne Tierversuche herstellen. Das wenige Plastik, welches wir heute nutzen, ist biologisch abbaubar und benötigt kein Rohöl mehr zur Herstellung. Es hat sich viel geändert.

Wir haben Schulen, in die unsere Kinder gerne gehen. Sie sind bunt und voller spannender Erlebnisse und Erfahrungen. Jedes Kind lernt, sich so anzunehmen wie es ist und kann seine individuellen Stärken einbringen. Kinder lernen schon früh unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und wie wichtig Kommunikation und Beziehungen sind. Vor allem aber lernen sie, eigenständig zu denken.

Damals, vor hundert Jahren, haben Ihre Großeltern viel auswendig lernen müssen und Schule hat den wenigsten davon Spaß gemacht hat. Die Kinder heute können das nicht glauben, wenn die Alten von dieser Zeit sprechen.

Die meisten Unternehmen arbeiten nicht mehr gewinnorientiert, sondern sinnstiftend ausgerichtet. Sie dienen ausschließlich den Menschen und nicht die Menschen den Unternehmen.

Die Mitarbeiter werden es bei ihrer persönlicher Weiterentwicklung unterstützt, um die Bedürfnisse der Kunden am besten zu erfüllen. Dadurch gehen fast alle Menschen gerne ihrer Arbeit nach und jeder trägt auf seine eigene Art und Weise zum Allgemeinwohl bei.

Innerhalb der meisten Unternehmen werden regelmäßig Fortbildungsmaßnahmen zur Persönlichkeitsentwicklung, Resilienz, Achtsamkeit, Empathie, Intuition und Kreativität durchgeführt.

Es gibt immer weniger Kriege, Hunger und Not auf der Welt.

Nichtsdestotrotz stehen wir immer noch Herausforderungen. Die Fragen unserer Zeit sind: Wie können wir alle Menschen in allen Regionen an den Errungenschaften der letzten Jahrzehnte teilhaben lassen? Und wie können wir die Regionen, welche immer noch unter den Auswirkungen der Klimakatastrophe leiden, unterstützen?Und: Wie können alle Nationen als Weltbevölkerung zusammenleben, unsere nationalen Besonderheiten bewahren und trotzdem unser ganzheitliches Denken stärken?

Doch, da wir immer besser verstehen, dass Leben auch die Herausforderung bedeutet, die Gestaltung unserer Welt in die eigenen Hände zu nehmen, widmen wir uns dieser voller Elan und Energie.

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