Planet Erde und sein Herrscher: Schließt sich der Vorhang?

Titelfoto Vivian Haddad /Text Susanne Gold

Trauriges Hoch – Mensch hängt erstmalig die Natur ab.

Alles, was wir Menschen produzieren, wird in der Fachwelt als „anthropogenes Material“ bezeichnet. Davon gibt es erstmals mehr, als von der Natur produzierten Materialien. Das ist die traurige Bilanz einer Studie von Wissenschaftlern des Institute of Science in Israel. Dieser Studie zur Folge gibt es aktuell mehr anthropogene Materialien als Biomasse auf der Welt.

1,1 Teratonnen Material stammen aus menschlicher Hand

Zu den anthropogenen Materialien zählen unter anderem Häuser, Straßen und technische Geräte. Besonders beunruhigt sind die Forscher vor allem wegen der Menge an Plastik, welche von Menschen produziert werden.

Das Plastik der Welt wiegt zusammen mehr als alle Land- und Wassertiere unserer Erde.

Das ergaben die Berechnungen der Forscher, nachdem sie für ihre Kalkulation die Biomasse in Trockenmasse und Nassgewicht unterteilten. Der größte Teil des menschengemachten Materials wird durch Infrastrukturen, wie Straßen und Siedlungen, ausgemacht. Dabei wurden unsere Körper der Biomasse zugeschlagen, also der Natur zugerechnet. Dennoch machen die menschlichen Körper in dieser Rechnung insgesamt lediglich 0,01 Prozent der natürlichen Masse aus.

Kunst-Stoff-Zeitalter: Zeitalter des Wahnsinns!

Jeder weiß von dem großen Plastik-Müllstrudel im Ozean, der so groß ist wie ein Kontinent und von den vielen Meerestieren, die täglich an Plastik verenden. Kunststoff verrottet nur langsam. Eine Plastikflasche beispielsweise zerfällt schätzungsweise nach etwa 450 Jahren. Selbst Babywindeln, die wir in den ersten Lebensjahren unserer Kinder inflationär verbrauchen, zersetzen sich nach etwa 350 Jahren. Die Windeln unserer Kinder leben länger als unsere Kinder selbst.

Der Initiative The Ocean Cleanup zufolge landen jedes Jahr ca. acht Millionen Tonnen Plastik in den Meeren der Welt. Da sich der Müll nicht zersetzt, wird er durch die Strömung zu gewaltigen Müllstrudeln zusammengetrieben. Tiere verfangen sich in dem Unrat und verenden hilflos. Sie verwechseln Plastik mit Nahrung oder verhungern, obwohl ihre Mägen voll sind. Aber auch die Binnengewässer unserer Welt sind belastet. Täglich gelangen Reste von Plastik, Waschmitteln oder Hygieneprodukten über unsere Seen und Flüsse in den natürlichen Kreislauf.

Kunststoff kann auch beim Menschen großen Schaden anrichten. Plastik und dessen giftige Schadstoffe sind überall, und sie können über die unterschiedlichsten Wege in unseren Körper gelangen.

Sollten wir in Panik verfallen, wie Greta Thunberg es verlangt?

Immerhin sehen wir in vielen Bereichen unsicheren Jahren entgegen, besonders auch im Hinblick auf die schwindenden Ressourcen der fossilen Brennstoffe, sondern auch hinsichtlich knapper werdender Schlüssel- Ressourcen wie Wasser und Nahrung. Was den Klimawandel angeht, sieht es langfristig alles andere als rosig für uns aus.

Eines ist klar: Wir brauchen langfristig technologische und hochspezialisierte Lösungen. Doch es gibt auch kurzfristige Abhilfen, wie es uns die Corona-Krise in besonderer Weise vor Augen führte: Weniger Verkehr auf den Straßen, die Industrieproduktion teilweise lahmgelegt, die Büros verwaist, viele Flugzeuge bleiben am Boden. Ob die Corona-Krise eine positive Auswirkung auf die Luftqualität, den Ausstoß von Treibhausgasen und lärmbedingte Gesundheitsrisiken – das wurde vielfach diskutiert. Klar ist, dass es zumindest einen kurzfristigen Effekt kat. Eine langfristige Verbesserung kann nur einer globalen und gezielten Klima- und Umweltpolitik erreicht werden, die Produktionsstrukturen, Infrastrukturen und Konsum- und Mobilitätsmuster nachhaltig und dauerhaft verändert. Wir brauchen echte und vor allem – globale – Lösungen, die wir vermutlich nur gemeinsam und im Rahmen einer weltweiten Organisation erreichen können.

Was kann die Psychotherapie uns für den Klimawandel lehren?

Nationale Versuche haben bislang nicht viel bewirkt, die Empfehlungen des Pariser Abkommens werden bisher nicht umgesetzt. Bis wir zu einer globalen Lösung kommen, sollte sich jeder von uns aufgefordert fühlen, das Prinzip der kleinen Schritte zu verfolgen, wie es Menschen auch in Therapien zur Erreichung übergeordneter Ziele empfohlen wird, beispielsweise der Überwindung einer Suchtkrankheit.

Jeder Einkauf ist ein Stimmzettel für die Zukunft unseres Planeten!

Jeder einzelne kann Einfluss nehmen und mit seinem individuellen Konsum- und Kaufverhalten Verhalten eine Änderung bewirken. Viele alltägliche Produkte und Lebensmittel lassen sich selbst herstellen. Auch Waschen und Putzen geht natürlich und nachhaltig. Mittlerweile gibt es einige Ratgeber und Blogs, die sich dem Thema der Plastikvermeidung und Nachhaltigkeit widmen.

Unsere Wälder – noch nicht verloren!

Den größten Teil der Biomasse – dem Pendant anthropogenen Material – macht die Vegetation – vor allem die Wälder unseres Planeten – aus. Eine globale Aufforstung könnte also die Biomasse erhöhen und vor allem den Klimawandel effektiv bekämpfen. So lautet auch das Ergebnis einer Studie aus der Schweiz. Forscher der ETH Zürich berichten das in ihrer Studie, die im Fachblatt „Science“ erschien.

Greta Thunberg lädt in ihrem Twitter- Video jeden Weltbürger dazu ein, Teil der Lösung unseres globalen Problems zu werden. Sie fordert Achtsamkeit jedes einzelnen hinsichtlich seines Konsumverhaltens. Immer weiter scheint sich diese Erkenntnis auch in der Wirtschaft zu etablieren und statt grüner Nachhaltigkeits- Lippenbekenntnisse werden Unternehmen gegründet, deren Geschäftsmodell sich wie ein Stimmzettel zum Wandel liest.

Surfen für die Wälder der Erde!

So kann beispielsweise jeder, der etwas im Internet sucht, eine ganz besondere Suchmaschine nutzen und damit einen Beitrag zur Rettung des Klimas leisten! Ecosia: Eine die Suchmaschine, die bei jedem Klick Bäume pflanzt. Das Unternehmen ist seit kurzem zusätzlich bei dem Fintech-Startup Treecard eingestiegen, welches bei jedem Einkauf mit deren Kreditkarte für die Wieder-Aufforstung unseres Planeten spendet.

Eine Kreditkarte für das Klima.

Sowohl Ecosia auch auch Treecard wollen mit den Gewinnen ihrer Unternehmen Bäume pflanzen, um zur Klimaverbesserung und Rettung der Welt beizutragen. Ecosia beteiligt sich im Rahmen einer strategischen Partnerschaft am britischen Fintech Treecard mit einem Investment von einer Million Euro. Während die Suchmaschine Ecosia ihren Geschäftsbereich erweitert, kann Treecard über die bereits vorhandenen Kunden von Ecosia schnell einen Kundenstamm aufbauen.

Die Zahlen zeigen, dass dem Unternehmen nicht um Lippenbekenntnisse geht!

Immerhin plant das junge Unternehmen ganze 80 Prozent seiner Gewinne für das Pflanzen neuer Bäume ausschütten! Wie auch bei Ecosia, soll von den verbleibenden 20 Prozent das Unternehmenswachstum finanziert werden. Einnahmen sollen alleine durch Händler-Transaktionsgebühren generiert werden. Treecard soll 2021 in den USA, Großbritannien und der EU an den Start gehen.

Wer nicht nur auf die technologischen und globalen Lösungen warten will, kann so mit kleinen Schritten beginnen. Mit seinem Einkaufs- und mit seinem Internetverhalten.

Lasst es uns zumindest versuchen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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