Heide Schimke

Gegenwärtige Ewigkeit – Wer ist Heide Schimke?

Naturerfahrung und digitale Techniken: Kunsthalle Zürich 

Ausgebildet im Erforschen seelischer Zustände dehnt die Psychologin Heide Schimke ihr Wissen um die conditio humana auf künstlerische Erfahrungshorizonte aus. Dazu lebt und arbeitet sie einen Teil des Jahres in Australien. Sie wandert auf den Pfaden der Menschheitsgeschichte, den Mythen der Aborigines und forscht nach den Prinzipien des Lebendigen.

PANTA RHEI, alles fließt – Wasser als Weltgestaltungsprinzip

Ihr Ausdrucksmittel ist zunächst die Photographie, die sie später um Videokunst ergänzt. Mit der Dokumentation ihrer Eingriffe in die scheinbar unberührten Landschaften des australischen Kontinents schafft sie durch digitale Techniken ihre eigenen Ausdrucksformen. Die unablässigen Bewegungen der Natur inspirieren sie, das dialektische Prinzip in der menschlichen Wirklichkeitsbewältigung in den digitalen Medien sichtbar zu machen.

Mikrokosmos und Makrokosmos

Dokumentiert wird, wie die Konzentration auf die Wahrnehmung geologischer Abläufe gestalterische Impulse im Betrachter hervorruft. Der Mikrokosmos der individuellen Naturerfahrung im Bewusstsein der Einzigartigkeit des menschlichen Seins kann nach Heide Schimke nicht hoch genug für das Werte orientierte Funktionieren der Massengesellschaften eingeschätzt werden. So wird in der gefühlten Begleitung mythischer Wanderer der modernistische, trennende Zeitbegriff aufgelöst. ‚Die Traumzeit war sowohl vor langer Zeit und ist hier und jetzt immer noch genauso wie morgen‘. Vergangenheit ist gegenwärtig. Sie reicht als gelebte Erinnerung in die Zukunft. Sie ist essentiell für unsere persönliche Entwicklung und für die Entwicklung der Menschheit insgesamt.

Das Ganze als die Summe seiner Teile

Die Wahrnehmung der Natur verdeutlicht für Heide Schimke die mentale Struktur unseres Geistes im Gegensatz zur sogenannten künstlichen Intelligenz. Einseitige, in sich geschlossene und damit absolutistische Systeme werden der Dialektik der menschlichen Seins-Ebenen nicht gerecht. In der Potenzierung des systematisierten Denkens, der Analyse und Organisation aller Lebensbereiche fehlt das Gegengewicht menschlicher Erkenntnis durch das Bewusstsein, wie wir es durch Aktivierung und Konzentration aus unsere Sinneswahrnehmung erleben.

Menschliches Gleichgewicht

Die menschliche Fähigkeit, sich auf komplexe Weise emotional mit der Welt zu verbinden und sie zu gestalten, kann zumindest nach heutigem Stand noch lange nicht ersetzt werden. Technische Intelligenz wie die KI baut lediglich auf ungeheuere Rechenleistung. Sie kann daher nur zur Veranschaulichung auch extrem komplexer Systeme dienen. Sie kann Modelle erstellen, aber nie die Wirklichkeit ersetzen. Die entscheidenden Fragen beantworten immer noch Menschen. Nach Heide Schimke ‚wird es Balance nur geben, wenn wir diesen Modus des eigenen Erlebens unter menschlich-ethischen Voraussetzungen bewahren.‘

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