Rainer Langhans wird am 19. Juni 1940 als erstes von vier Kindern von Susanne und Hartwig Langhans in Oschersleben/Bode bei Magdeburg geboren. Die Schwestern sind heute Lehrerinnen, der Bruder Physiker. Der Vater Dr. rer. nat. und Flugzeugingenieur, später Inhaber von Autohäusern.
Seine Mutter absolvierte ein Chemiestudium. 1943 zieht die Familie nach Pommern, Stolpmünde um. Im Jahr 1945 flüchtet Rainer mit seiner Familie vor der Roten Armee nach Jena, wo die Großeltern leben. Dort besucht er die Volksschule, spielt dort Rollhockey.
Er erlebt hier die Besetzung Thüringens durch die Amerikaner, dann Russen. In der DDR-Erziehung wird er Junger Pionier. 1953-1960 siedelt er mit seiner Familie nach Westdeutschland über, von Berlin nach Köln, dann Ingolstadt und Villingen/Schwarzwald, schließlich Remscheid.
Bis zum Abitur 1960 besucht er das Internat der Herrnhuter Brüdergemeine in Königsfeld/ Schwarzwald. In den Jahren 1960-1961 ist Rainer Langhans bei der Bundeswehr. Hier verplichtet er sich freiwillig für ein halbes Jahr weiter. Dort wird er Fähnrich der Reserve. 1962-1969 studiert er an der an der Freien Universität Berlin. Zunächst zwei Semester Jura, dann wechselt er zu Psychologie. Seine Vordiplomarbeit bricht er wegen Differenzen mit dem Professor und seiner politischen Arbeit ab. Ab 1964 arbeitet er im Argumentclub. 1965 dann SDS-Arbeit. Mit 25 Jahren hat Rainer seine erste „richtige“ Freundin, Birgit. 1967 wird er Mitglied des Landesvorstands des SDS. Dann folgt sein Einzug in die Kommune I: Puddingattentat, sowie Ausschluss aus dem SDS, Schah-Demo vor der Deutschen Oper, die Freilassungskampagne für Fritz Teufel, die Brandstifterprozesse und diverse Happenings und Aktionen.
1968 zieht er sich mit der Kommune in eine Fabrik in Berlin Moabit zurück. Sein subkulturelles Leben dort ist von Drogen und Musik geprägt. Hier lernt er Uschi Obermaier auf dem 1. Essener Songfestival kennen. Er schließt Kontakte auf Londonreisen mit dem Arts Lab und macht Videoexperimente. Rainer schließt Freundschaft mit der Münchner Frauenkommune und der Musikkommune Amon Düül.
Als Ende 1969 die Kommune von Rockern zerstört wird, zieht er mit Uschi nach München. 1970 – 1972 lebt er dann in der mit Uschi und anderen gegründeten Highfish-Kommune. Weitere Kommunen folgen sowie der Versuch eines Popkonzerns. Es folgen Reisen nach London zu Fleetwood Mac und Rolling Stones und diverse Drogenexperimente. Auch ein„Eheversuch“ mit Uschi fällt in diese Zeit.
Kreatives Schaffen:
1971
Darsteller in Haytabo an der Seite von Eddie Constantine, Regie: Ulli Lommel
Arbeit mit eigener Super-8-Kamera an einer Art Langzeitdokumentation auf Schmalfilm (Nizo 156 XL).
Zugleich erste kleine Schwarzweiß-Videoexperimente (Shibaden).
1972
Am 20. Juli Initiation durch den Meister Kirpal Singh in den Surat Shabd Yoga, einen anspruchsvollen Weg nach innen. Ende der Drogenexperimente (Haschisch, LSD). Seitdem ca 10 Jahre Leben in Besenkammern und Rückzug aus der Szene, der „Welt“. Intensive Arbeit an Meditation und Theorie der Spiritualität. Fastenexperimente. Versuch, auf dem Land zu leben.
1974/75
Jobs: Arbeit mit Fassbinder als Schauspieler und Regieassistent (Welt am Draht, Nora Helmer, Angst essen Seele auf, Effi Briest). Kleben von Hippietaschen, Verkauf von Sparverträgen nach dem 624-DM-Gesetz, Ausfahren von (Druck-)Klischees. Lebt in kleinen Frauenkommunen mit Irm Herrmann, später mit Jutta Winkelmann und Gisela Getty. Dreharbeiten auf Sizilien: Jutta Winkelmann und Rainer Langhans spielen in dem Film Das Tal der Blinden (H.G. Wells) von Pete Ariel (ZDF).
1976
R. L. zieht erstmalig allein in ein Apartment (dort wohnt er bis heute).
Der spätere Harem, mit Brigitte Streubel, Jutta Winkelmann, Gisela Getty, Anna Werner, bildet sich.
1978
Rolle in Peter Fleischmanns Film Die Hamburger Krankheit. Christa Ritter stößt zu der Gruppe. Am 2. Mai 1978 Gast in der Talk-Show Auf den ersten Blick von Werner Höfer, den Rainer „mit entwaffnendem Charme vom Gastgeber zum sprachlosen Gast umfunktionierte“ (Bunte).
1978-1981
Weitere Filmrollen.
Erste Schreibversuche. Privatdruck über den 10jährigen Rückzug Die Mitte der Dunkelheit, verlegt von Brigitte Streubel, Christa Ritter, Jutta Winkelmann.
1981
Teilnahme am Kongress Orange Connection der Sanyassins von Bhagwan im Berliner CCC u.a. mit Rudolf Bahro und Jörg Andrees Elten.
1982-1984
Beginn der Mitarbeit bei den Grünen, u.a. Kandidatur zum Bundesvorstand, und mit Rudolf Bahro an der AG Kommune wagen, Referent in Rudolf Bahros Lernwerkstatt Niederstattfeld. Gespräche mit C. F. von Weizsäcker, Petra Kelly. Gemeinsam mit den Frauen Herausgabe eines Fanzine mit dem Titel „!“.
Bandscheibenoperation. Ohne Maulkorb: Salzburger 68er-Treffen mit Günther Nenning. Teilnahme mit dem Harem am Kongress Kommune wagen der Grünen auf Burg Stettenfels, u.a. mit Rudolf Bahro.
1985
Unfalltod des Vaters.
Die Leute der K1 (ARD), eine Dokumentation über die Kommune I von Georg Hafner.
1986
Das Buch Theoria diffusa erscheint im Greno-Verlag. Weitere Gespräche mit C. F. von Weizsäcker.
Mitwirkung an kleinen Spielfilmen der HFF-München. Die Stiftung muß her! R. L. plädiert in der taz aufs schärfste für eine Grüne Stiftung. Lesungen mit Theoria diffusa.
1987
Teilnahme am Podiumsgespräch Forever Young, Rebellen von heute anlässlich der Ausstellung Schock und Schöpfung in München mit Peter Sloterdijk, Astrid Proll, Bommi Baumann, Antje Vollmer.
Rede auf der außerordentlichen Bundesversammlung der Grünen zur Stiftungsfrage. Gründungsmitglied der Heinrich Böll Stiftung der Grünen in Köln. Video 8 und Hi 8 werden erstmals fürs professionelle Fernsehen eingesetzt.
1988
Dreht mit Christa Ritter „Ein Neuss Begräbnis“ über den Tod von Wolfgang Neuss (BR).
20 Jahre ’68. Kongress des SDS Prima Klima. Redebeitrag über die Neuen Sozialen Bewegungen. Buch im Bauer-Verlag Geschichten von der wahren Liebe
1989
TV-Dokumentation Wollen Sie das 4. Reich? mit Christa Ritter, Jutta Winkelmann, Brigitte Streubel. Längere Mitarbeit als Referent in der Lernwerkstatt von Rudolf Bahro in der Eifel. Großes taz-Interview mit Folgen: Es gibt nichts zu tun, packen wirs an! Die fehlgeschlagene Gottsuche der Nazis und der heillose Antifaschismus der Linken
1990
Von wegen Liebe: Das schönste Paar der APO, TV-Film (WDR) von Christa Ritter unter Mitarbeit von Rainer Langhans.Nominiert für den Grimme-Preis
1991
Dreht mit Christa Ritter zwei weitere TV-Dokumentationen für den WDR: Aufstehen und ganz leise nein sagen über DDR-Jugendliche kurz nach der Wende und Die Perversität des Persers über Lisa Fitz und ihren Mann. Kritik an Rainer Langhans’ Salonfaschismus in: R. Hethley (Hg.): In bester Gesellschaft und anderen Veröffentlichungen wie Handbuch des Rechtsradikalismus. Teilnahme am Kongress Westöstliche Visionen in Berlin, u.a. mit Rudolf Bahro, Bärbel Bohley, Petra Kelly.
1992-1993
Dreht mit Christa Ritter SchneeweißRosenrot, eine Spieldokumentation für Kino und Fernsehen über die Zwillinge Gisela Getty und Jutta Winkelmann (Prädikat: besonders wertvoll). In der Gruppe entstehen die Videofilme Fatima Mernissi: Die Macht der Hüfte und Camilla Paglia: Eine Frau in Wut. Die Gruppe outet sich als Harem. Auftritt in Ulrich Meyers Einspruch! (SAT 1 – Quotensieger). Weitere Auftritte in Talk-Shows. Kommunetreffen in Kleinmachnow (1992): Westdeutsche Erfahrungen und ostdeutsches Interesse an Kommunegründungen sollen vernetzt werden. Referent auf einem Kongress in Hamburg mit anthroposophischen und anderen Jugendlichen aus Ost und West. Titel: Chaos turns into chance. Kongress im Stuttgarter Staatstheater zum 25. Jahrestag von 1968. Titel: ’68. Das Jahr; anwesend ist die ganze Kommune, u.a. Fritz Teufel, Dieter Kunzelmann, Peter Schneider, Christof Wackernagel, Gretchen Dutschke und der Harem.
1994
Verleihung des Adolf-Grimme-Preises für SchneeweißRosenrot in Marl für Buch und Regie (mit Christa Ritter). Dreht mit dem Harem Langhans, Teufel und die Frauen, eine Reportage für Spiegel TV.
1995
Drehbuchrecherche mit Christa Ritter in Indien und Pakistan für einen Spielfilm nach Tehmina Durranis Buch Mein Herr und Gebieter. Dreht mit Christa Ritter Fisch mit Fahrrad, TV-Film über den Triathlon-Kämpfer Klaus Hetzel für das ZDF (nominiert für den Grimme-Preis). Referat an der Friedensuniversität zu Berlin, an der auch der Dalai Lama, C. F. von Weizsäcker, Patti Smith u.a. teilnahmen.
1996
Dreht mit Christa Ritter,den TV-Film Todespioniere (SDR) über Nahtoderfahrungen.
1997
Gast nebst Österreichs Generalkonsul beim Ersten Hanfmenü Deutschlands, ein Haschisch-Event der anderen Art in München. Teilnahme am Benno-Ohnesorg-Kongress in Berlin. Jutta Ditfurth beschimpft Rainer als Esofaschisten. Rainer wird mit Farbe übergossen, wüste Prügelei seinetwegen. Der Kongress platzt. 30 Jahre nach dem Mord an Benno Ohnesorg versucht die zersplitterte Linke wieder miteinander ins Gespräch zu kommen.
1998-2003
Regelmäßige Jour Fixes mit ehemaligen SDS-Aktivisten und schließlich Biographiegruppe monatlich.
1998
Veranstaltung (des Münchner Harems mit dem Berliner Wohlfühlausschuss) des Festivals Ready to Ruck im Berliner Tempodrom mit Derwischen, Rock, tibetischen Mönchen, Diskussionen, Technonacht.. Potlatsch der Stämme der Bewußtseinserweiterer. Teilnahme an der Hanfparade.
1998-2002
Mitwirkung an der Loveparade
2001
68er Treffen in München
2002
Nach längerer Sterbebegleitung Tod der Mutter
2003
Im Februar eine Woche Kommuneencounter (Kommune – 5 Frauen + 1 Mann) in einer Wohnung, mit Kameras rund um die Uhr, für die Stadtsender tv.münchen und tv.berlin. Danach Herstellung einer eigenen Fassung aus dem Material
2004-2007
Mitarbeit am Uschi Obermaier-Film Das wilde Leben
2005
Mitwirkung am Historikerkongress der Protestforscher in Heidelberg über 1968 mit amerikanischen und deutschen SDSlern
2006
Wiedersehen mit den Kommunarden für ein gemeinsames Foto für den Spiegel. Mitwirkung an der Titelgeschichte über die Kommune 1
2007
Herstellung eines Films für Spiegel-TV ( mit den Frauen): Das Herz der Revolte – Von der Kommune I zu den Communities im Internet. Mitwirkung am Treffen der digitalen Bohème in Berlin 9to5 “Wir nennen es Arbeit”.
2008
Bücher Ich bin’s. Die ersten 68 Jahre und K1. Das Bilderbuch der Kommune 1. Kleiner Nachrichtenblog: Interessant und neu. Eigene Website
2011
Teilnahme am erfolgreichsten Dschungelcamp
2017
Buch So ists. Selfies von der Kommune zu Trump. Sterbebegleitung von Jutta.
Anmerkungen von Christa Ritter:
1976 Gisela Getty zieht zurück nach Kalifornien. (Sie ist dann lange nicht mehr in München, nur kurze Besuche)
1987 Podiumsgespräch veranstaltet Christa Ritter, Rainer ist Gastgeber.
1989 Neuss-Begräbnis ohne Brigitte Streubel
1992-93 Christa Ritter produziert (Drehteam Harem)
1995 (kein Spielfilm) recherchieren für eine WDR-Dokumentation über das Geheimnis „Harem“ im muslimischen Pakistan. Christa und Rainer leben drei Wochen im Harem der Begum Themina Durrani
1998 in Tempodrom und Kongresshalle
2008 „Bilderbuch der KI“ mit Christa Ritter
2013 HFF-Abschlußfilm (Co-Produktion BR) als Jutta Winkelmanns spirituelle Indien-Reise (mit Christa Ritter und Brigitte Streubel)
2017 #soists mit Christa Ritter als Ghostwriter und Verlegerin