In einer Welt, die zunehmend von Unsicherheiten globalen Ausmaßes geprägt ist, sehnen sich viele nach Klarheit und Weitblick. Die Aufgabe, Risiken zu evaluieren und sich vor den vielfältigen Gefahren in einem eng verknüpften weltweiten Netz zu schützen, wirkt vor dem Hintergrund täglich neuer, unvorhersehbarer Ereignisse fast herkulisch. Doch das genau ist die Aufgabe von Rainer Sachs, einem Risikoforscher. Er schätzt ein und entwickelt gleichzeitig Strategien, um Risiken begegnen zu können.

Rainer, aufgewachsen in der Beschaulichkeit einer bayerischen Kleinstadt, gelangte über einige Umwege zur Risikoforschung. Sein Physikstudium führt ihn von München nach Indien, wo er tief in die Geheimnisse der Kosmologie eintauchte. Schon dort wurde der Grundstein für seinen außergewöhnlichen beruflichen Werdegang gelegt. Seine Promotion an einem Max-Planck-Institut in Garching über komplexe Systeme und Vorhersagemodelle lenkte seinen Weg schließlich in Richtung der Erforschung von Risiken.

Vom Bankwesen zur Risikovision

Mit seinem Hintergrund in Physik und der Vertiefung  in komplexe Systeme und Vorhersagen, hat Rainer nicht nur die Unendlichkeit des Kosmos erforscht, sondern auch die Tiefen menschlicher und gesellschaftlicher Unsicherheiten. Rainers berufliche Reise führte ihn zunächst in das Risikomanagement einer großen Münchener Bank.  

Es überrascht kaum, dass Versicherungen ein besonderes Interesse daran haben, Risiken einzuschätzen, besonders wenn ihr Geschäftsmodell darauf basiert, andere Versicherungen zu versichern. Und so kam es wohl, dass  Rainer zur Leitung des „Emerging Risk Managements“ bei der Münchener Rückversicherung (Munich Re) wurde. 

Rainers Faszination für Zukunftsrisiken ergab schließlich auch eine Kooperation mit akademischen Instituten und den Schritt in die Selbständigkeit. Seine Mission ist dabei klar: Er will Unternehmen, aber auch ehrenamtliche Organisationen und Kommunen dabei zu unterstützen, besser mit Risiken und Unsicherheiten umzugehen. 

Mir geht es um den Transfer von akademischer Forschung in praktische Anwendungen, erklärt er. 

Resilienz und Krisenfähigkeit 

Wichtig ist ihm, dass es nicht darum geht, Risiken zu eliminieren, sondern vielmehr darum, eine objektive Einschätzung zu erlangen und Kompetenzen sowie Strategien zu entwickeln, um mit Risiken umgehen zu können. Krisenfähigkeit und Resilienz sind hier seine wichtigen Themen. 

Risikoforschung: Möglichkeiten und Grenzen

Die Risikoforschung, ein Feld, das sich mit der Identifikation, Analyse und Bewertung von Risiken befasst, steht heute vor beispiellosen Herausforderungen. Rainer kritisiert die Tendenz, sich – ungeachtet des rasanten Wandels – weiter fast ausschließlich auf traditionelle Strategien wie das Sammeln von Daten, mathematische Modelle und Berechnungen zu verlassen. 

Er betont, dass Modelle nur beschränkte Abbildungen der Realität sein können und die Grenzen dieser Modelle oft übersehen werden. Für ihn ist es daher essenziell, die Wertschätzung für das „Nicht-Quantifizierbare“ zu erhöhen und die menschliche Dimension von Risiken anzuerkennen, führt er aus.

Ehrlich schauen, was ist und dabei das übergeordnete Ziel verfolgen: Menschlichkeit und Ehrfurcht vor dem Leben, mit diesen Worten umreißt Rainer seine Grundwerte.

Und wie sieht ein Risikoforscher seine eigene Zukunft?

In der Zukunft sieht Rainer seine berufliche Arbeit noch stärker in der Anwendung auf praktische Beispiele und in der Entwicklung von Kompetenzen. 

Dafür plant er, eine Ausbildungsreihe zu Strategien für das gesamte Spektrum des Ungewissen zu entwickeln. Hierin zeigt sich seine Überzeugung, dass ein umfassenderes Verständnis und der Umgang mit Risiken und Unsicherheiten essenziell für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen sind.

In seiner Vision von der Zukunft spiegelt sich eine Welt wider, in der Gesellschaften, Unternehmen und Individuen besser auf die Unwägbarkeiten des Lebens vorbereitet sind. „Ob mir das gelingt, ist ungewiss“, sagt er mit einem Lächeln, aber mit einem Fuß in der Wissenschaft und dem anderen im praktischen Leben, hofft er darauf, seinen Ansatz, der die menschliche Erfahrung und die Unberechenbarkeit des Lebens in den Mittelpunkt stellt, umsetzen zu können.

Rainers Biographie ist ein Zeugnis für die Stärke der Neugier und der unaufhörlichen Suche nach Erkenntnis in unserer zunehmend komplexen Welt. Sie zeigt, wie das Streben nach Wissen, das über bloße Zahlen und historische Fakten hinausgeht, uns auf die Unwägbarkeiten in dieser Zeit des Wandels vorbereiten könnte. 

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