Das Labyrinth der Charlotte Reimann – Episode 9

Ein Roman von Mira Steffan

In den nächsten Wochen folgten zwei weitere Bewerbungsgespräche. Doch die Gehaltsvorstellungen passten noch weniger zusammen, als die mit der UPPA Energie GmbH. Nach weiteren zwei Wochen wollte Charlotte schon aufgeben, als das Telefon klingelte. Schuster war dran: Herzlichen Glückwunsch Frau Reimann.

Wir haben uns für Sie entschieden. Soweit Sie noch nicht bei einem anderen Unternehmen zugesagt haben.

Völlig überrumpelt antwortete Charlotte nur mit einem Nein, fügte dann aber noch schnell habe ich nichthinzu.

Das freut mich. Wann können Sie vorbeikommen, damit wir die Details klären können?

Sie verabredeten sich für den nächsten Tag. Als Charlotte den Hörer auflege, fühlte sie nichts. Und dann schlugen die Versagensängste mit Wucht auf sie ein. Erst als sie Ende der Woche den Vertag unterschrieb, spürte sie ein klein wenig Freude und Stolz in sich aufsteigen.

Charlotte hielt den Brief mit der Absage in der Hand und schüttelte ärgerlich den Kopf. Kein Platz für Emma in der Offenen Ganztagsschule. Sie käme aber auf die Warteliste, hieß es im Brief. Sicher, dachte Charlotte sarkastisch, mein neuer Arbeitgeber wartet bestimmt so lange auf mich. Kurz entschlossen rief sie ihre Eltern an.

Kein Problem. Ich habe es dir ja schon vor einer Weile angeboten, sagte ihre Mutter, die sich unverkennbar freute.

Erleichtert legte Charlotte nach dem Gespräch den Hörer auf. Wie gut, dass ihre Eltern in der Nähe wohnten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine Lüge, dachte sie frustriert. Die Gleichberechtigung hört bei der Familiengründung auf.

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