Text von Corinna Heumann
Stefan Moll wurde 1973 geboren. Seiner Kindheit und Jugend im Bergischen Land folgten nach dem Abitur das Studium der Kunstgeschichte, der Politischen Wissenschaften und der Neueren Deutschen Literatur. Bereits im Zuge des Studiums finden erste Kontakte zum Kunsthandel statt. Dort erwirbt er sich in verschiedenen Praktika und als freier Mitarbeiter in Galerien in Köln und Bonn einen weiten Erfahrungsschatz und tiefe Einblicke in die Welt der Kunst und des Kunsthandels.
Kreativität erfordert Mut
Mit dem Umzug in den Bonner Ortsteil Bad Godesberg finden erste Vernissagen im eigenen Galerieraum, dem Kunstkabinett, statt. Kunst und Gesellschaft gehen verschiedene Wege – von Beginn an wendet sich Stefan Moll in seinem Galerieprogramm gegen die Spaltung der Gesellschaft in diejenigen, die Zugang zur bildenden Kunst finden können und denjenigen, denen diese Welten verschlossen bleiben. Kunst, künstlerische Techniken, Ausdrucks- und Denkweisen werden seit Jahrzehnten aus den Lehrplänen des staatlichen Bildungswesens gestrichen. Mittlerweile werden sie als reine Privatangelegenheit betrachtet. Es wird übersehen, dass gerade im direkten Diskurs über künstlerische Werke vielfältige und zuweilen sogar gegensätzliche Perspektiven hierarchiefrei nebeneinander bestehen können, anstatt sich in schwarz-weiss Rastern zu verfestigen. Künstlerische Ausdrucksfähigkeit macht Mut, sich friedfertig mit der Welt auseinanderzusetzen und gesellschaftliche Polarisierung zu überwinden.
Man kann nicht nicht-politisch sein!
betont Stefan Moll: Ankunft und Erziehung der beiden Töchter, die alltäglichen Aufgaben, die daraus erwachsen, der Umbau des eigenen Hauses, stellen diese Konstellationen unter den sich immer mal verändernden Vorzeichen als die Grundsituation meines Lebens dar. Die Corona-Pandemie gibt dann den finalen Anstoß dafür, den schon länger gereiften Gedanken intensiver zu verfolgen, mich mehr auf das Betreiben meiner eigenen Galerie zu fokussieren und einen deutlichen Schwerpunkt auf Street Art und Urban Art zu legen. Jenseits von programmatischem Dogmatismus beobachtet er dabei genau die Möglichkeiten von Schnittmengen mit anderen Kunstrichtungen und den gesellschaftlichen Wandel im Allgemeinen.
Pop Art, Graffiti, Street Art und Urban Art
Man muss sich darauf gefaßt machen, dass so große Neuerungen die gesamte Technik der Künste verändern, dadurch die Invention selbst beeinflussen und schließlich vielleicht dazu gelangen werden, den Begriff der Kunst selbst auf die zauberhafteste Art zu verändern (Paul Valéry). Fragen nach den Motiven und deren Vervielfältigung, künstlerischer Aktivismus und Kommerz prägen den Diskurs seit der Präsentation der ersten großen Werke der Pop Art in den 60er Jahren. In unserer Gegenwart treibt Kunstschaffende und künstlerisch Interessierte die Frage um, wem der öffentliche Raum gehöre. Die neueren Entwicklungen in der Graffiti Szene, der Street Art und der Urban Art verdeutlichen dies. Die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum verschwindet im Zeitalter der sozialen Medien zunehmend im Nebel. Stefan Moll betrachtet diese Entwicklungen auch als Chance, die Kunst aus den geschlossenen Kreisen eines Fachpublikums heraus wieder in die Mitte der Gesellschaft zu bringen.
The Candy Concept
Es ist Zeit für Inspiration, sowohl im Privaten, als auch im öffentlichen Raum. Das ist der Impetus zu Stefan Molls neuester Idee, The Candy Concept. Danach soll Kunst kein elitäres Ding sein. Das Thema ist die Freiheit in ihren allgegenwärtigen Ausprägungen, betont der Galerist im Hinblick auf die Eröffnung seines neuen Kölner ‚Bonbonladens‘ für Kunst. Eine Kunst, derer man schnell gewahr wird, ist noch lange nicht oberflächlich. Es geht ihm um die Rekultivierung eines allgemeineren Interesses für Kunst.
Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat (Albert Einstein)
Im Zeichen seiner humanistischen Weltsicht legt Stefan Moll das Augenmerk auf die kreativen Seiten eines Menschen (homo ludens), der im Spiel ganz bei sich selbst ist. Ist Kunst Arbeit? Kunst ist AUCH Arbeit! Menschen haben weder Lust auf Klugscheißerei, noch auf banale Unterforderung. Stefan Moll schließt daraus: Kunst muss man mögen dürfen!