Illustration von Susanne Gold/ Text von Ted Ganten
In diesem Film erfährst du mehr über „Terraismus“. Hier gibt es das ganze Buch.
Wenn die Idee in diesem Manifest etwas in die richtige Richtung bewegen kann, warum gibt es diesen Verein nicht längst? Warum schreibe ich ein Manifest über den Verein und gründe ihn nicht einfach? Welche Stolpersteine und Risiken gibt es? Eins nach dem Anderen:
Hat die Idee eine Chance?
Kann eine terraistische Gesellschaft stark genug werden, um etwas zu bewegen? Greenpeace, Amnesty und Asgardia sind stufenlos skalierbar. Je mehr mitmachen, umso besser. Aber auch wenn nur wenige mitmachen, bewegen sie die Anliegen in die richtige Richtung. Das kann nicht schief gehen. Beim terraistischen Verein gibt es einige Konzepte, die nur funktionieren, wenn eine kritische Masse erreicht wird. Ein gutes Beispiel sind die Collective Actions. Sie funktionieren nur, wenn der Großteil der Unternehmen eines bestimmten Industriesektors mitmacht. Ansonsten wären am Ende die Unternehmen, die sich im Alleingang zum Beispiel verpflichten keine Kinderarbeit mehr bei sich und in ihrer Lieferkette zu akzeptieren, benachteiligt. Nur wenn eine signifikante Anzahl von Unternehmen mitmacht, baut sich genügend Druck im Markt auf, auch Zulieferer zu bewegen. Einige Ideen, wie zum Beispiel der Patent-Pool für gesellschaftskritische und friedensichernde Technologien brauchen zumindest hinreichend finanzielle Mittel, um im Markt etwas bewegen zu können. Es ist also fair festzustellen, dass einige Aspekte des terraistischen Vereins erst losgetreten werden können, wenn eine kritische finanzielle Masse oder Menge an Teilnehmer*innen erreicht ist.
Alles oder Nichts?
Macht der Verein nur Sinn, wenn er groß ist? Sicherlich nicht. Wie beschrieben wird der Verein auch Ziele und Initiativen haben, die mit anderen gemeinnützigen Organisationen vergleichbar sind. Je mehr davon, umso besser. Auch ein kleiner Anfang macht einen Unterschied. Planetenschutz und Öffentlichkeitsarbeit für Bildung, terraistische Philosophie und Ethik können auch ehrenamtlich und sofort sinnvoll beginnen. In einigen Bereichen wird es mehr von der Qualität der Mitglieder und Aktionen abhängen als von der Menge. Wer beginnt einen konstruktiven und zielorientierten Dialog mit der katholischen Kirche über Verhütung? Und vor allem wie führt man ihn und mit wem? Klar ist, dass weder Masse noch Menge eine Ausrede sind, das Thema auf die lange Bank zu schieben.
Wie sollte so ein Verein gegründet werden?
Der Verein hat eine gute Chance schnell stark zu werden, wenn sich gesellschaftliche Schwergewichte für die Idee begeistern. Es bedarf Vorbildern und Zugpferden, die die Ideale des Terraismus in der Öffentlichkeit gut verkörpern und bewerben können: Barack Obama, Richard Branson, Bill Gates könnten solche Zugpferde sein. In jedem Fall bedarf es einiger Erfahrungsträger für Öffentlichkeitsarbeit. Die wünschenswerte Chance auf schnelles Wachstum wird gesteigert, wenn von Anfang an zumindest einige sich professionell und in Vollzeit, auf das Thema konzentrieren können. Eine relevante Stiftung oder Spende an den zukünftigen Verein oder eine Umwidmung oder Erweiterung einer bestehenden Organisation, könnte dies begünstigen. Einer der neuen Aspekte ist, dass neben natürlichen Personen auch Staaten, Unternehmen und gemeinnützige Vereine Mitglieder sein sollten. Mit den Nationalstaaten, die ja Teil des Problems sind, wird es sicherlich etwas schwierig werden.
Wo geht es los?
Wer auch immer die Zügel in die Hand nimmt, müsste jedenfalls zu Beginn schon CEOs wesentlicher Konzerne und Vertreter von großen existierenden gemeinnützigen Organisationen einladen und überzeugen. Ein möglicher Kristallisationspunkt wäre zum Beispiel das Weltwirtschaftsforum in Davos. Über die Konzerne und gemeinnützigen Organisationen ist gleich ein globaler Anspruch und Kommunikationsweg offen. In ihren Reihen finden sich auch die richtigen Ansprechpartner für viele der besprochenen Themen. Eine interessante Frage beispielsweise wäre auch, ob Asgardia bereit ist, den Weg von einer technologie-orientierten und spaßgetriebenen Organisation mit guten Effekten für das Verbundenheitsgefühl der Menschen zum hauptberuflichen Weltenretter zu gehen. Auch denkbar wäre, dass sich gemeinnützige Organisationen zusammenschließen, die Teilaspekte des beschriebenen Vereins abdecken und eine Art terraistischen Dachverband gründen.
In welcher Variante auch immer, das Team von Gründungsmitgliedern dürfte eine Charta erarbeiten und unter sich abstimmen, bevor sie in einer medienwirksamen Aktion auf die Öffentlichkeit zugehen. Natürlich gibt es auch andere Wege. In Anbetracht der drängenden Zeit sind Geschwindigkeit und Größe Werte an und für sich. Mich mit meinen Freund*innen für die Themen zu engagieren, ist Ehrensache. Beim Stammtisch den Verein zu gründen, hat eine so geringe Wahrscheinlichkeit wirksam zu werden, dass ich meine begrenzte Zeit lieber in dieses Manifest und die Aussaat der Idee investiere. Wenn die Saat aufgeht, bin ich dabei.