Staaten als Mitglieder (50/52 – Terraismus)

Illustration von Susanne Gold/ Text von Ted Ganten
In diesem Film erfährst du mehr über „Terraismus“. Hier gibt es das ganze Buch.

Wir haben bereits Besonderheiten für natürliche Personen und Organisationen als Mitglieder besprochen. Heute fokussiert der Beitrag auf Nationalstaaten. Da Nationalstaaten und ihr Wettbewerb untereinander Teil des Problems für unseren Planeten sind, auf der anderen Seite aber bei Kooperation der Nationalstaaten die terraistischen Ziele schneller und besser erreicht werden können, bedarf es bei ihrer Mitgliedschaft im Verein auch einiger Besonderheiten.

Sollen Nationalstaaten Stimmrecht im Verein haben?

Nationalstaaten haben teilweise sehr viele Bürger*innen, repräsentieren aber in der besten demokratischsten Form meist nur die Interessen von etwas mehr als der Hälfte der Bevölkerung. In autokratischen Formen werden, abhängig von der Führung, möglicherweise nur sehr wenige Bürger*innen und Eliten vertreten. Bei Unternehmen ist dies aus mehreren Gründen anders. Zum einen kann man sich zumeist für oder gegen bestimmte Arbeitgeber entscheiden und diese auch wechseln. Zum anderen ist die Interessenvertretung durch Unternehmen meist inhaltlich am Zweck des Unternehmens ausgerichtet. Im Gegensatz zu den meisten Staaten wird die Mehrzahl der Wirtschaftsunternehmen sich nicht in religiöse, ethische, bildungspolitische, familiäre und ähnliche Themen einmischen. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Bei Nationalstaaten kehrt sich diese Regel jedoch um. Insoweit ist es naheliegend, die Stimmrechte – anders als bei anderen Organisationen – nicht an der Anzahl der Bürger zu orientieren. Vielmehr sollten Mitgliedstaaten im Verein nur das Minimum an Mitbestimmungsrechten haben. Sie sollten vor allem auf Informationsrechte und eine beratende Stimme beschränkt werden. Dies erhöht die Transparenz und baut damit auch Sorgen über das Wirken des Vereins ab.

Wie teuer darf es sein?

Naheliegender weise würde man dann auch nicht die Mitgliedsbeiträge an der Bevölkerungszahl orientieren, sondern die diese sehr gering halten. Dies hätte auch den Vorteil, die Eintrittsschwelle auch für Staaten, die reich an Bevölkerung aber weniger an Geld sind, niedrig zu halten. Wegen der starken Wirksamkeit von nationalstaatlicher Beteiligung, will man sie an Bord haben. Stattdessen wäre es eine wichtige Geste, dem Verein im Gegenzug für die Mitgliedschaft eine beratende Stimme und ein Informationsrecht in nationalen Gremien zu gewähren. Insgesamt entsteht so ein lernender Kreislauf, der hoffentlich füreinander Verständnis aufrechterhält oder schafft.

Collective Actions für Staaten?

Die Mitgliedstaaten könnten in Arbeitsgruppen dann ähnlich wie die Unternehmen Collective Actions vereinbaren. Zu ihrer Durchsetzung wären die Mediations- und Schiedsgerichtsstellen des Vereins zugänglich. Jedes neue nationalstaatliche Mitglied müsste die bisher getroffenen Inhalte, die auf Collective Actions beruhen, akzeptieren. Daraus entsteht zumindest ein Anreiz für frühe Mitgliedschaft. Eine wünschenswerte Dynamik. Im Sinne des Vereinsziels ist neben der Friedenssicherung, die an dieser Stelle wahrscheinlich nicht einfach sein wird, der faire Zugang zu Ressourcen, die Mitwirkung an Raumfahrtprogrammen und das Setzen von ethischen Mindeststandards für die nationale Gesetzgebung entscheidend. Natürlich kann es bevorzugte Vereinbarungen mit dem Verein hinsichtlich seiner Schulungsprojekte geben. Umgekehrt wird eine Unterstützung der Nationalstaaten bei der wirkungsvollen Öffentlichkeitsarbeit für die terraistische Idee willkommen sein. Durch die Mitgliedschaft erlangen Nationalstaaten auch privilegierten Zugang zum Netzwerk der Unternehmen und Organisationen, die Mitglieder des terraistischen Vereins sind und Zugang zu neuen planetensichernden Technologien und öffentlichkeitswirksamen Gremien haben. Daraus ergeben sich Kooperationsmöglichkeiten, die für alle Beteiligten die Mitgliedschaft im Verein wiederum attraktiver machen.

Mit den nächsten zwei Beiträgen kommt unser Blog zum Terraismus nach einem Jahr zum Abschluss. Zeit nochmal die Perspektive zu wechseln.

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