Leben als Gesamtkunstwerk – Wer ist Johanna Sarah Schlenk?

Text von Corinna Heumann

Johanna Sarah Schlenk (*1988) stellt Menschen in den Mittelpunkt. Die junge Künstlerin erforscht deren kommunikative Handlungen in den unterschiedlichsten sozialen Aktionsfeldern. Dabei führt sie die Betrachter in ästhetisch überraschende Räume, hin zu einem Spiel aus spannenden interdisziplinären Wechselwirkungen. Auf diesem facettenreichen Weg durch Raum und Zeit werden alle Bestandteile, einschließlich Betrachter und Dokumentation, Teil eines Gesamtkunstwerks. Die junge Künstlerin schöpft ihre künstlerischen Energien an den Schnittstellen von Schauspiel, Tanz, Bildhauerei und Fotografie

Interdisziplinär

Grundlage dieses komplexen, interdisziplinären Arbeitens ist eine fundierte Ausbildung und zeitweilige Lehrtätigkeit in jedem dieser Fachbereiche. Ihre Ausbildung begann sie mit einem Schauspielstudium in Köln, dem der Bachelor in den bildenden Künsten an der Alanus Hochschule/Alfter folgte. Nach Auslandsaufenthalten in Kolumbien und europäischen Stipendienprogrammen studiert Johanna Sarah Schlenk gegenwärtig an der University of Applied Sciences in Frankfurt am Main, um demnächst mit einem Master für Performative Künste abzuschließen.

Theatralische Inszenierungen

Johanna Sarah Schlenk entwickelt ihre Performance-Kunstwerke als durchdachte theatralische Inszenierungen, mit einem klar definierten Anfang, einem Höhepunkt und einem Ende. Sie sind wiederholbar. Der Ort der Darstellung ist Impuls und Teil der Planung. Beispielsweise wird die Performance Mean Water von See- und Dünenlandschaften bestimmt. Mit ihren Arbeiten zu philosophisch-psychologischen und religiösen Themen, zum Wald in seinen mythologischen und wilden Erscheinungsformen erobert sich Johanna Sarah Schlenk unerschöpfliche Wirkungskreise. Zentrales Thema ist immer die Interdependenz des Menschen im erweiterten gesellschaftspolitischen Kontext und den ihn umgebenden Naturerscheinungen.

Drawn by VR – Real Motion in Un-real Reality

Auch die neuen Realitäten der virtuellen Welten werden in den performativen Kosmos der Künstlerin eingewebt. Auch ihrem Konzept für eine virtuelle Performance bleibt der Mensch im Mittelpunkt. In unserem von immer neuen Technologien dominierten Zeitalter ist das keine Selbstverständlichkeit. Mit der ganzen Körperlichkeit und Google-Brille zeichnet sie ihre Spuren ins Universum. Das ästhetische Geschehen zeigt sich in den spielerischen Wechselwirkungen zwischen den physisch tanzenden Bewegungen des menschlichen Körpers und den virtuell räumlich gezeichneten Linien. Es ist ein Vexierspiel, in dem menschliche Schwingungen im unendlichen virtuellen Raum gespiegelt werden. Diese Spiegelungen wiederum determinieren menschlichen Bewegungsabläufe, beeinflussen das Bewusstsein und den Blick in die Welt.

Bewusstseinsbildung durch Sichtbarmachen

In der Performance wird das Agieren und Reagieren des Menschen auf sein Umfeld sichtbar gemacht. Seine Reaktionen, seine Wahrnehmung und die gestalterischen Impulse, die aus dieser gegenseitigen Wirkungsweise entstehen, werden gleichermaßen in den analogen wie in den virtuellen Dimensionen erlebt. Dieses Erleben eröffnet neue Wege der Wahrnehmung. Es sensibilisiert das Bewusstsein zwischen den verschiedenen Bewegungsräumen und ihren Wirkungen zu differenzieren. Im Ausloten der Schnittstellen zwischen realer und analoger Realität also liegt für Johanna Sarah Schlenk der Schlüssel zur Erfindung unserer Zukunft und ihrer menschlich-ethischen Gestaltung.

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