Zeit und Zufall? Uhren als Mittel, um die Welt zu verstehen: Wer ist Hans-Peter Jäger?

Text und Bild von Corinna Heumann

Im beschaulichen Bad Honnef am Rhein beginnt sich Hans-Peter Jäger als Jugendlicher in seinem Elternhaus für die großen, alten Standuhren zu interessieren. Wenn sie stehen bleiben, ist er es, der sie wieder zum Laufen bringt. Bis zum Abitur weiss er eigentlich nicht so richtig, wie sein Leben einmal aussehen wird. Ein Zufall, eine freie Lehrstelle bei einem ortsansässigen Uhrmacher und eine Empfehlung bestimmen seinen weiteren Lebensweg. Was treibt Dich an, Hans-Peter Jäger? 

Ich möchte meine Arbeit gut machen!

Heute besitzt er sein eigenes Geschäft mit Werkstätten im südlichen Bonner Ortsteil Bad Godesberg. Man schließt die Ladentüre hinter sich und betritt die Zauberwelt des Uhrmacherhandwerks. Uhren aus allen Epochen, über Museums- und Familienstücke, über aufziehbare Musikautomaten mit gestanzten Platten ähnlich der Lochkarten, bis hin zu Industrieuhren treffen hier zur Reparatur aus aller Welt ein. 

Das Universum in einer Uhr

Uhren sind ein Hilfsmittel, die Welt zu verstehen. Hans-Peter Jäger erspürt die historische Dimension seines Berufs: Uhrmacher haben immer versucht, die Abläufe der Welt nachzubauen, beispielsweise die Bewegungen von Lebewesen mechanisch zu imitieren oder die kosmischen Bewegungen der Himmelskörper darzustellen.

Sein und Zeit

Im wichtigsten philosophischen Werk des 20. Jahrhunderts, in Sein und Zeit weist Martin Heidegger nach, dass es bei der Frage nach dem Sinn des Lebens nicht nur auf die Materie in Bezug auf die Gegenwart, also auf das gegenwärtige Sein einer Substanz ankommt. Beim Sein kommt es auch auf den Bezug zu dessen Vergangenheit und Zukunft an. Zeitliche Abläufe müssen in das menschliche Selbstverständnis einbezogen werden. Ein Mensch ist ist seiner Individualität nur im Gesamtzusammenhang einer zeitlich strukturierten Welt zu verstehen. 

Arbeit ist mehr als genug da, sagt Hans-Peter Jäger, weil es heute nur noch 2600 Handwerksbetriebe in Deutschland gibt. Früher gab es an jedem Ort zwei bis drei Uhrmacher. Die Entwicklung ist weiter rückläufig. Junge Menschen versprechen sich mehr durch ein Studium, als durch eine Ausbildung zum Uhrmachermeister. Viele Betriebe schließen, weil sie keine Nachfolger finden. Umso wichtiger ist es, den Jahrhunderte alten Wissenschatz zu hüten und für zukünftige Generationen im Weltkulturerbe nachhaltig zu sichern.

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