Illustration von Susanne Gold/ Text von Ted Ganten
In diesem Film erfährst du mehr über „Terraismus“. Hier gibt es das ganze Buch.
Wir schauen uns gerade an, welchen Beitrag die Unternehmen durch Selbstorganisation, zum Erhalt unseres Planeten leisten können. Sie müssen nicht nach dem Gesetzgeber rufen. Collective Actions sind ein mächtige Möglichkeit internationale Regeln auch ohne die Mithilfe der Staaten zu etablieren. Solche Zusammenschlüsse können auch neue Kooperationsformen mit der Staatengemeinschaft ermöglichen.
Der hilflose Staat
In der Corona-Krise durften wir erleben, dass Staaten ohne die Unternehmen an manchen Stellen recht ahnungs- und machtlos sind. Es fehlte an einer geeigneten Kommunikationsplattform und Wissen. Wer produziert Masken und Schutzkleidung? Wer entwickelt und produziert PCR und Antikörper-Tests? Wer hat die besten Aussichten, einen Impfstoff zeitnah zu entwickeln? Wer entscheidet, wo was produziert wird? Wer entscheidet, wer wie viele Masken kriegt? Plötzlich sind die Privatunternehmen im Fokus der Nationalstaaten. Es geht sogar noch deutlich weiter. Die Nationalstaaten kennen die Verzahnung der globalen Lieferketten nicht. Der Exportstopp von Masken aus einem Masken-produzierenden Land kann dazu führen, dass im Gegenzug aus einem anderen Land keine Materialien zugeliefert werden, die zur Herstellung wichtiger Güter notwendig sind. Viele Herstellungsprozesse, zum Beispiel Halbleitertechnologien, erfolgen in Reinräumen, die wiederum Masken im Rahmen der Herstellung benötigen. Diese Halbleiter werden nicht nur im militärischen Umfeld, sondern auch bei Herstellung von medizinischen Produkten, zum Beispiel Beatmungsgeräten, gebraucht. Die globalen Wartungskräfte von Medizinproduktherstellern brauchten Masken und Schutzausrüstung, um in den Krankenhäusern die medizinische Infrastruktur am Laufen zu halten. Ansonsten wären nicht nur die Zahlen in Deutschland durch die Decke gegangen, sondern auch die Bekämpfung der Pandemie in fast allen Krankenhäusern der Welt erschwert oder unmöglich geworden.
Das ethische Unternehmen
Der Versuch der Nationalstaaten, die Verteilung von Schutzbekleidung in der Welt zu regeln, hat jedenfalls zu vielen unerwünschten und wenig hilfreichen Artefakten geführt. Ein Zusammenschluss von Industrieunternehmen hätte selbst hier wesentlich sachgerechtere Regeln ergeben. In den Unternehmen spielen auch ethische Überlegungen eine nicht unwesentliche Rolle wenn es darum geht, zu entscheiden, an wen sie, was und wieviel ausliefern. Dabei werden Kompromisse im erzielbaren Preis gemacht. In einer vernetzten Welt und auch gegenüber seinen eigenen Mitarbeiter*innen hat man einen Ruf zu verlieren, der für etablierte Unternehmen mehr wert ist als der schnelle Euro aus einem überteuerten Verkauf. Transparenz in der Öffentlichkeit spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Jedenfalls haben wir alle – auch die gewinnorientierten Unternehmen – als Teil der Gesellschaft ein Interesse am weltweiten Funktionieren der medizinischen Infrastruktur, der Lieferketten und der Logistik. Eine starke private Organisation mit erprobten Collective Action-Mechanismen hätte an dieser Stelle viel Gutes bewirken oder zumindest viel überflüssiges Leid verhindern können. Im Minimum wäre die Kommunikationsplattform wirklich hilfreich gewesen.
Nächste Woche wechseln wir die Perspektive. Von der Mission zum Planentenerhalt und seinen Untergremien, schwenken wir zu einem theoretischeren – aber für unseren würdigen Fortbestand – wesentlichem Thema. Nachdem technologische Weiterentwicklung nicht aufzuhalten ist, brauchen wir eine starke Leitlinie zum ethischen Umgang mit diesem Fortschritt.