Illustration von Susanne Gold/ Text von Ted Ganten
In diesem Film erfährst du mehr über „Terraismus“. Hier gibt es das ganze Buch.
Im Rahmen der Vereinstätigkeit unseres terraistischen Vereins, dort unter dem Dach der Mission „Planetenerhalt“, darf ein Gremium für umweltbezogene Technologien nicht fehlen.
Warum Umweltschutz-Technologien Rückenwind brauchen?
Viele neue Technologien haben zwar einen Vorteil für die Umwelt, sind aber gefährlich für etablierte Industrien. Manchmal haben sie gegenwärtig auch keinen Business Case, der private Investoren wirklich inspiriert. Im Bereich Pharma begegnen wir einem ähnlichen Phänomen. Es sind Entwicklungen oft so teuer, dass sich profitorientierte Unternehmen auf zahlungskräftige Kundschaft konzentrieren müssen und nicht auf den Nutzen für die Menschheit achten. So werden immer neue Therapieformen für zivilisatorische Krankheiten wie Übergewicht und Diabetes entwickelt, aber die Seuchenbekämpfung in Afrika mangels zahlungskräftiger Kundschaft nicht von rein profitorientierten Unternehmen betrieben. Dabei basieren auf diesen Erkenntnissen möglicherweise zu einem anderen Zeitpunkt auch lukrative Weiterentwicklungen. Im Gesundheitsmarkt fördert deswegen zum Beispiel die Bill und Melinda Gates Stiftung weltweit unter anderem Ideen und Unternehmen, die das Potential haben, die Menschheit bei den großen Gesundheitsthemen weiterzubringen. Dies ist dann unabhängig vom kurzfristigen Business Case. Ähnlich wie die Bill und Melinda Gates Stiftung könnte ein terraistischer Verein neue Unternehmen und Technologien fördern, die unabhängig vom kurzfristigen Business Case das Potential haben, dem Planetenerhalt zu dienen. Wenn man dies geschickt und mit der Unterstützung globaler Konzerne betreibt, kann hieraus mittelfristig ein sich selbst finanzierender Ansatz entstehen. Dies gilt insbesondere dann, wenn wir nicht kurzfristig, sondern über den fünf Jahreshorizont hinausdenken.
Warum Rückenwind lukrativ sein kann?
Oft liegt der Langfristigkeit oder in der Kombination verschiedener Ideen der Mehrwert. Greenpeace ist ein Wegbereiter dieser Idee. Als Organisation mit Spendengeldern in Höhe von ca. 300 Millionen Euro hat Greenpeace bereits 1996 gezeigt, dass der Bau eines Drei-Liter- Autos möglich ist. Leider scheinen es die Statuten oder das Selbstverständnis nicht zu erlauben, dass Greenpeace dieses Auto auch baut und aus den Erlösen weitere umweltschonende Technologien entwickelt. Genau das erscheint mir aber als der richtige Weg. Gewinne kämen dem gemeinnützigen Zweck zugute. Das würde im Sinne der Gemeinwohlökonomie einen echten Mehrwehrt generieren. Ein Vorteil des von mir vorgeschlagenen terraistischen Vereins wäre darüber hinaus, dass auch Unternehmen als Rechtspersönlichkeiten integriert sind. Sie könnten die Verwirklichung finanziell unterstützen, Maschinen und Infrastruktur bereitstellen oder mit Know-how begleiten. Ihr eigenes Interesse würde unterstützt, wenn man den bei der Entwicklung hilfreichen Mitgliedsunternehmen im Gegenzug ein nicht ausschließliches für eine gewisse Zeit kostenfreies Recht einräumen würde, auf der Technologie basierende Weiterentwicklungen kommerziell zu verwerten. Ein vergleichbares, gemeinnütziges, finanzstarkes Konsortium, das den Planetenerhalt zum Ziel hat, ist mir derzeit nicht bekannt.
Den Wettbewerb der Ideen in Rückenwind umsetzen?
Der terraistische Verein hat ein Interesse daran, dass umweltschützende Technologien möglichst stark und von vielen genutzt werden. Es kann aber Situationen geben, in denen profitorientierte Unternehmen Ideen entwickeln oder aufkaufen, die zwar unter dem Gesichtspunkt des Planentenerhalts möglichst schnell verwirklicht werden sollten, jedoch aus strategischen Gründen für ein Unternehmen zu früh sind, oder sogar das prinzipielle Geschäftsmodell gefährden. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Ölkonzern wenig Interesse daran hat, dass eine geniale Idee zur Nutzung von Wasserstoff in Automobilen öffentlich diskutiert wird. Selbst wenn es ein toller Business Case wäre, wären Ölkonzerne gar nicht dazu in der Lage, die Idee umzusetzen. Außerdem würde das so radikal ihr Kerngeschäft angreifen, dass dies schon psychologisch schwierig wäre. Sie müssten bereit sein, sich selbst zu kannibalisieren. Solche Ideen würden in den meisten Fällen geheim gehalten oder, soweit sie durch gewerbliche Schutzrechte gesichert sind, könnte damit die Verbreitung der Technologie verhindert oder erschwert werden. Deswegen erscheint es mir der Sache förderlich, den Aufkauf von Patenten und Technologien, die dem Umweltschutz dienen, zu betreiben. Nutzungsrechte an diesen Schutzrechten könnten allen Mitgliedern zu vorteilhaften Konditionen und dem Rest der Welt zu marktüblichen Bedingungen angeboten werden. Dieser Ansatz hat das Potential, sich irgendwann selbst zu finanzieren. Man würde dann aus den Lizenzeinkommen den Aufkauf neuer, Ideen, Schutzrechte und Technologien betreiben. So ließe sich mittelfristig zumindest die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass bestehende Industrien auf Schutzrechten sitzen und damit bewusst aus finanziellem Eigeninteresse umweltschonende Technologien und Erfindungen im Markt ausbremsen. Selbst wenn dies keine lukrative Initiative würde, wäre schon die Transparenz durch die systematische Marktuntersuchung ein echter Mehrwert. Zum einen könnten die richtigen Unternehmen auf interessante Themen aufmerksam gemacht werden und zum anderen besteht die Möglichkeit, Druck über Öffentlichkeit aufzubauen. Oft fehlt den richtigen Ideen auch nur die Bühne. Messen zu organisieren und Publizität herzustellen, wäre ein weiterer, wichtiger Beitrag zum Planentenerhalt, den unser Verein leisten könnte.
Nächste Woche schauen wir uns ein machtvolles und faszinierendes Rechtskonstrukt für die freiwillige Selbstkontrolle der Industrie an: Collective Actions. Du darfst gespannt sein …