Illustration von Susanne Gold/ Text von Ted Ganten
In diesem Film erfährst du mehr über „Terraismus“. Hier gibt es das ganze Buch.
Wenn wir die Herausforderungen der Zukunft gestalten wollen, dürfen wir unsere Energie nicht damit verbrauchen, etwas wegzudiskutieren, das sicherlich kommen wird. Neben Mensch-Maschine Kombinationen (Cyborgs) werden früher oder später auch genetisch optimierte Menschen unter uns leben.
Wann ist es soweit?
Selbst der deutsche Ethikrat kam in einer Stellungnahme im Sommer 2019 zu dem Schluss, dass die menschliche Keimbahn nicht unantastbar sei. Er befürwortet künftige Eingriffe in die Keimbahn bei hinreichender Sicherheit und Wirksamkeit der Methode unter drei Umständen: 1) zur Vermeidung schwerer erblicher Krankheiten, 2) zur Reduzierung von Krankheitsrisiken und 3) zur gezielten Verbesserung menschlicher Eigenschaften und Fähigkeiten (Enhancement).
Warum nicht jetzt?
Die Wirksamkeit und Sicherheit der Methode bedarf noch einiger Forschung, insbesondere der sogenannten Mosaikbildung ist entgegenzuwirken und es bleibt eine Herausforderung, dass für ein Genomanalyse eine Zelle derzeit noch zerstört werden muss. Damit ist es derzeit schwierig, die gewünschte Änderung in der betroffenen Zelle nachzuweisen. Man muss warten bis es zur Teilung kommt. Bei Tieren wurden aber schon erfolgreich weibliche Keimzellenkulturen angelegt. Damit können die veränderten Keimzellen in Kulturen vervielfältigt werden und einzelne hiervon auf den Erfolg getestet werden. Erst dann würde der erfolgreich editierte Zellkern in eine Eizelle eingebracht. Man könnte sich der erfolgreichen Änderung der Gensequenz sicher sein, ohne in die Teilung eines Embryos einzugreifen. Dies würde die letzte ethische Grenze in Europa fallen lassen.
Wie wird es gemacht?
Genetisch veränderte Menschen sind Menschen, bei denen regelmäßig in der befruchteten Eizelle, am Spermium oder in der Stammzelle eine genetische Veränderung vorgenommen wurde. Hierbei kann es sein, dass Gensequenzen ausgeschaltet oder Sequenzen anderer Menschen eingesetzt werden. Die Ziele variieren von Krankheiten verhindern, zu Begleitumstände abzumildern oder gesunde, besonders hübsche, widerstandfähige, schnelle, kluge oder starke Kinder zu „designen“. Es gibt auch Möglichkeiten bei lebenden Menschen, bestimmte Gensequenzen ein- beziehungsweise auszuschalten. Unter anderem können über Virentaxis bestimmte Gensequenzen gezielt in voll entwickelten Menschen platziert werden. Das Virus wird in der Zielzelle dann nicht sein Reproduktionsgen, sondern ein an dieser Stelle platziertes Gen in die Zell DNA einbauen.
Was wird entstehen?
Das Ergebnis ist im Vergleich zur Selektion eines Samenspenders in der Samenbank oder der externen Befruchtung einer ausgewählten Mutter mit dem Samen eines ausgewählten Vaters, rein biologisch betrachtet nicht spektakulär. Auch bei gezielten Züchtungen hat man das gleiche Ergebnis. Natürlich bleiben beim selektiven Eingriff Unsicherheiten der Wechselwirkung mit anderen Gensequenzen. Aber bis zu einem gewissen Grad ist auch das bei der natürlichen Vermehrung derzeit nicht vorherzusehen. Auch Mutationen, die komplett neue genetische Kombinationen schaffen, sind an der Tagesordnung und wichtiger Bestandteil der Evolution. Es sind auch Fälle bekannt, in denen Menschen selber – oft verursacht durch sehr starke Erlebnisse und Traumata – nachträglich bestimmte Gene aktivieren oder deaktivieren.
Ethisch kann man sich hier über den Weg des aktiven Eingriffs durch den Menschen streiten, konzeptionell ist die genetische Optimierung aber nichts Neues. Das Ergebnis der genannten Verfahren ist eine bewusste Veränderung der genetischen Ausgestaltung eines Menschen aus dem menschlichen Genpool.
Nächste Woche schauen wir auf transgene Veränderungen. Transgene Wesen haben sowohl menschliche also auch andere Gensequenzen in ihrer DNA. Ein Bereich ungeahnter Möglichkeiten und zum Greifen nahe.