Gremium für Cyborg Technologie. Teil I. (32/52 – Terraismus)

Illustration von Susanne Gold/ Text von Ted Ganten
In diesem Film erfährst du mehr über „Terraismus“. Hier gibt es das ganze Buch.

Wenn man von Cyborgs spricht, denken die meisten Zeitgenossen an Endzeitdystopien. Es ist an der Zeit dieses Thema Mensch-Maschine mal von einer andere Seite zu beleuchten.

Sind Cyborgs böse?

Für stark technikaffine Menschen ist die Vorstellung, den eigenen Körper durch technische Errungenschaften zu verbessern, naheliegend und nicht mit einer starken gesellschaftlichen und ethischen Schwelle versehen. Dies ist bereits jetzt keine Randerscheinung mehr. Die Transhumanisten sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Hier wird, wie bereits in der Einleitung ausgeführt, unterstellt, dass massentaugliche Entwicklungen von fortgeschrittenen Cyborg-Technologien zur Optimierung von Fähigkeiten gesunder Menschen nur eine Frage der Zeit sind. Zur Wiederholung: Wir sollten davor keine Angst haben, sondern uns auf die zusätzlichen Möglichkeiten freuen und den Gebrauch mitgestalten. Anders als im Mittelalter prognostiziert, hat die Erfindung der absolut tödlichen Armbrust auch nicht direkt zur Auslöschung der Menschheit geführt. Energie in den sinnvollen Gebrauch der Technik und nicht die Angst davor zu legen, ist der Schlüssel.

Sind Mensch-Maschinen schon unter uns?

Die technische Herausforderung der Cyborg-Technologien liegt in der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. In der Medizin existieren bereits viele solcher Schnittstellen. Durch die kabellose Anbindung von externen Kameras werden Bilder auf elektrischen Platten auf der Netzhaut übertragen und so der intakte Sehnerv mit Informationen versorgt. Auf diese Weise können Erblindete wieder sehen. Sogenannte „Kocher-Implantate“ sind zu tausenden verbaut. Sie können durch ein direktes Interface mit den Gehörnerven Taube wieder hören lassen. Das geht auch, wenn die Gehörknochen schon seit Geburt funktionsunfähig sind. Künstliche Herzen, Zähne, Hüften und Knie sind uns allen bekannt. Herzschrittmacher steuern bereits die für die Kontraktion des Herzens verantwortlichen Nerven an. Neuronal angesteuerte Arm- und Beinprothesen sind im Gebrauch. Relativ neu und vielversprechend sind Deep Brain Stimulatoren. Hierbei handelt es sich um Elektroden, die in bestimmte Wirkbereiche des Gehirns versenkt werden. Sie sind über ein Kabel mit einem Impulsgeber unter der Brustmuskulatur verbunden. Dieser Impulsgeber wird über eine Fernsteuerung angesprochen. Ursprünglich dafür entwickelt, den Tremor bei Parkinson Patienten zu unterdrücken, wurden sie inzwischen auch erfolgreich eingesetzt, um Drogenpatienten zu heilen oder Angstzustände zu kurieren. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis man auf Knopfdruck konzentriert, aggressiv oder glücklich sein kann. Ein großartiges Potential in den Händen der Richtigen.

Warum berichte ich an dieser Stelle so ausführlich? Weil es wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass das Cyborg-Zeitalter bereits angefangen hat. Es ist keine Science-Fiction. Wir haben keine Wahl. Es ist Realität.

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