Interview mit Benjamin Eidam

„Innovation bedeutet für die Dinosaurier der alten Generation immer noch ein besserer Lack auf dem Auto. Doch Innovation ersetzt heute einfach ganze Gedankensparten…….“ (Benjamin Eidam)

Benjamin Eidam ist 27 Jahre alt und hat 2015 die TPD, die Transhumane Partei Deutschland mit gegründet. Er hat Wirtschaftsingenieurwesen,  Terrorismusbekämpfung und Komplexitätswissenschaften studiert. Seit Anfang 2017 arbeitet er in eigenem Onlinebusiness. Er ist dabei, eine App zu entwickeln, die den „Nutzer süchtig nach Wissen machen soll“.

Wie kam es dazu, dass Du vor 3 Jahren die Transhumane Partei gegründet hast?

Ich war damals dabei, meine Vision der individuellen Autarkie auszubauen. Dabei habe ich durch mehr oder minder Zufall die Gruppe der TPD (Transhumanen Partei Deutschland) in Gründung auf Facebook gefunden. Unsere Interessen haben sich stark von Anfang an stark überschnitten. Ich habe die Chance genutzt, einerseits an meiner Vision weiterzuarbeiten und andererseits etwas zu bewegen. Also habe ich sie mitgegründet. Von April 2016 bis Januar 2018 war ich ihr Vorsitzender.

Was hat Euch motiviert, diese Partei zu gründen?

Eine wirklich progressive Option im politischen Spektrum fehlt. Selbst die Piraten wirken gegen einige Transhumanisten konservativ.

Wie sieht Deine Utopie von der Zukunft aus?

Ich glaube, das individuelle Autarkie den Großteil unserer aktuellen Probleme lösen wird. Von Kriegen über Klimawandel bis hin zum globalen Unglück aus verschiedensten Gründen.

Wie soll Autarkie unsere Probleme lösen?

Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch Grundbedürfnisse hat, die befriedigt werden müssen. Daraus entsteht Abhängigkeit. Die Technologien unserer Zeit geben uns das Mittel in die Hand, welches wir brauchen, um autark zu werden.

Wie kann ich mir diese „Autarkie durch Technik“ vorstellen?

Die eigenen vier Wände werden mit Technik zum „Aktiotop“ – dem Ort, den Du brauchst, um Dich zu entfalten. Dieser Argumentation folgend werden Deine eigenen vier Wände autark. Dabei ist ein „Aktiotop“ jeder Ort den Du brauchst, um Dich entfalten zu können: Gleich, ob Bibliothek, Musikschule oder auch das Krankenhaus.

Dabei ist es gleichgültig, ob Du krank oder allein bist, nicht arbeitest oder sonstiges. Deine Grundbedürfnisse werden jederzeit garantiert und ohne Abhängigkeiten gedeckt.

Die Grundidee ist nicht neu und die langfristige Vision dahinter teile ich mit Jaques Fresco und seinem „Venus Projekt“. Eine friedliche, prosperierende Welt in der sich jeder Mensch ganz seiner Entfaltung widmen kann.

Wie soll das gehen? Vollkommene Unabhängigkeit von anderen Menschen und Funktionen? Werden wir nicht immer abhängiger von Technik?

Autark bedeutet in diesem Kontext die materielle Unabhängigkeit von externen Versorgern. Garantierte Unabhängigkeit und zwar noch grundlegender als die von Geld. Oder anders ausgedrückt: Also zum Beispiel ohne die Notwendigkeit von Stromanbietern, Internetversorgern oder Supermärkten. In kurz: Eine Welt in der jeder Ort autark ist, bietet Freiheit, Sicherheit und Unabhängigkeit für jeden. Das ist meine These und diese möchte ich durch Realisierung auf die Probe stellen.

Wie kann ich mir die vollkommene Autonomie jedes Einzelnen vorstellen – ganz praktisch?

Stell dir eine Welt vor, in der du morgens aufwachst und alles ist wie immer. Mit zwei großen Unterschieden: Erstens kannst du den Tag einhundertprozentig so nutzen, wie du es möchtest. Ganz gleich ob du deine Nachbarn beim Stricken unterstützen, deine Familie besuchen, Fußball spielen oder eine App schreiben willst. Und das jeden Tag für den Rest deines Lebens. Es gibt keine Möglichkeit mehr dich zu etwas anderem als dem was du möchtest zu zwingen. Und zweitens das deine eigene kleine vertikale Farm dir das Frühstück basierend auf deinen Routinen bereitstellt, aber das ist eine Spielerei die so nicht passieren muss

Warum sollten Menschen mit Maschinen verschmelzen wollen? Welche Vorteile
bringt das der Menschheit?

Die Verschmelzung beider Welten ist vor allem die Erweiterung des Horizonts um verschiedene Dimensionen statt Kilometer.

Wenn die Menschheit aktuell ein Leuchtturm ist, dann lässt diese Verschmelzung nicht nur weiter aufs Meer hinaus sehen, sondern ermöglicht den Blick ins gesamte Lichtspektrum und vielleicht sogar in Multiversen.

Die entstehenden Möglichkeiten können meiner Meinung nach kaum überschätzt werden.

Ich meine damit die Verschmelzung von menschlicher Kreativität, Empathie, und Emotionen mit maschineller Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und Speicherpower zu einem emergenten „mehr“.  Mehr Handlungsoptionen, so meine ich, bedeuten mehr Freiheit. Die Verschmelzung entspricht der  Götterwerdung der Menschheit.

Die Webseite „Wait but why“ hat diesen Punkt bezogen auf das Hirn in einem Artikel über das StartUp Neuralink hervorragend ausgeführt. Ich kann diesen Artikel trotz seiner Länge jedem nur empfehlen!

Wen erreicht die Transhumane Partei mit diesen Idealen?

Wir sind 107 überwiegend junge Mitglieder und größtenteils die klassischen „Techies“, dennoch sind viele von uns „philosophisch angehaucht“. Die TPD ist mit Hinblick auf das Durchschnittalter der Mitglieder die mit Abstand jüngste Partei im politischen Spektrum. Es kommen mehr und mehr auch Frauen dazu. Prinzipiell wollen wir jeden erreichen, vor allem aber weltoffene, progressive und zukunftspositiv eingestellte Menschen – als politische „Early Adopters“.


Das klingt, als würden sich in unserer gesellschaftlichen und kulturellen Landschaft nur wenig „zukunftspositiv eingestellte und weltoffene“ Zeitgenossen finden?

Innovation bedeutet für die Dinosaurier der alten Generation immer noch ein besserer Lack auf dem Auto. Doch Innovation und Disruption ersetzt heute ganze Gedankensparten wie „das Auto“ einfach.

Dieses Verständnis und die daraus hervorgehende Handlungsmotivation fehlt  in Gänze in der aktuellen Politik. Realismus in der Politik bedeutet meiner Meinung nach heute – in einem gewissen Sinne – Futurismus und dessen pragmatische Anwendung und präventive Antizipation.

Was bringt uns denn ein Bildungssystem aus dem 18. Jahrhundert in einer Zeit, in der nahezu alle Informationen der Menschheit jederzeit verfügbar sind? Was bringen uns Krankenhäuser, die gebrochene Knochen schienen, wenn wir den Genpool des Menschen an sich mittlerweile verändern können?

Es wird Zeit, Fragen zeitgemäß zu stellen und zu beantworten!
Wie rechnet Ihr Eure Chancen mit Transhumanen Partei in die Regierung zu kommen?

Die gesellschaftliche Entwicklung kommt gerade zu uns. Technologie und deren Implikationen durchdringen und beschäftigen immer mehr Lebenswelten. Und wir sind da.

Wir sind der Ansprechpartner für Zukunft, Fortschritt und Entwicklung im gesamtgesellschaftlichen Kontext im deutschsprachigen Raum. Von daher werden die Chancen schon ohne unser Zutun stetig besser für uns. Ich bin guter Dinge für die nächste Bundestagswahl.

Lies hier mehr zur Verschmelzung von Technik und Mensch. 

Welches Projekt ich mit diesem Blog betreibe? Kannst Du hier erfahren

Wer ist die Utopiensammlerin? Erfahre mehr über mich und meine Motivation hier.

Kommentare

4 comments on “Interview mit Benjamin Eidam”
  1. Dieter Hannemann sagt:

    Die Retro-Epoche muss endlich beendet werden, wo man die „Gute Alte Zeit“ zurücksehnt, die nie gut war und Sündenböcke – Ausländer, Arbeitslose für die heutigen Probleme verantwortlich macht.

    Wir wollen Lösungen anbieten, welche für wirklich alle radikale Verbesserungen bringen. Das BGE bringt unendliche Vorteile, von persönlicher Freiheit, bis zu den individuellen Möglichkeiten der Betätigung. Es ist sogar günstiger als das heutige bürokratische System und bringt einen hohen Mehrwert für Wirtschaft, Gesellschaft und jeden Einzelnen.

    Mittels 3D-Drucker werden wir aus einfachsten Grundstoffen alles selbst erzeugen, was wir zum Leben benötigen, selbst künstliches Fleisch völlig tierleidfrei.
    Es wird bald für jeden möglich, die eigene DNA zu gestalten, um für immer jung und gesund zu bleiben, sowie über neue heute noch unvorstellbare Fähigkeiten verfügen, wie Ausbildung von Kiemen um unter Wasser zu leben.
    Nach anfänglichen Zweifel über die Machbarkeit werden wir jeden damit erreichen und das Parteiensystem wieder vom Kopf auf die Füße stellen.

    Nur mit mehr Wissen können wir alle Weltprobleme lösen und jeden ein Leben mit allen Möglichkeiten ermöglichen. Jeder Mensch hat besondere Begabungen, nur wenn jeder ein selbstbestimmtes freies Leben führen kann, wird diese jeder umsetzen.

    Die Erde ist unsere Wiege, aber wer mag schon die ganze Lebenszeit in der Wiege verbringen? Wir wollen die Zivilisation 1.0 bereits 2050 erreichen und das Weltall besiedeln, das ist unsere derzeitige Bestimmung.

  2. Michaela Röder sagt:

    Ich übe mich seit über 25 Jahren mittels Meditation im Glücklich-Sein. Das gelingt wunderbar! Dazu muss ich nur alles Wissen loslassen, im Hier und Jetzt bleiben (da kommen manchmal ganz kreative Lösungen), dankbar sein für die tollen Errungenschaften unserer Zivilisation über die ich schon verfüge (Licht, Messer, Papier, Glas, all solche tollen Dinge) und mich mit meinen Mit-Lebewesen empathisch verbinden. Geht schnell, kostet nix, wirkt graduell je nach Übungsintensität (wie Klavierspielen). Ich fühle mich frei, unabhängig, friedvoll und zufrieden – nicht nur wenn ich meditiere. Das ist ein bleibender Zustand, der auch dann anhält, wenn ich Schmerzen habe oder krank bin.

    Das ganze wird dann nur noch getoppt von ein paar Sonnenstrahlen und einer schnurrenden Katze auf dem Schoß, die aber beide nicht wirklich erforderlich für mein Glücksgefühl sind.

    Ich könnte nicht behaupten, dass mein Glücksgefühl ähnlich stabil bleibt, wenn ich mich gezwungen sehe, ein technisches Gerät wie einen PC zu benutzen, bzw. wenn der Nachbar seine Drohne über mich fliegen lässt.

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